Jockeyidol Váňa erhält Denkmal der Großen Pardubitzer Steeplechase

Josef Váňa (Foto: Filip Jandourek)

Am Sonntag findet in der Elbestadt Pardubice / Pardubitz wieder das Pferderennen statt, das gleichermaßen beliebt wie umstritten ist: die Große Pardubitzer Steeplechase. Sie galt jahrelang als das schwierigste Hindernisrennen in Europa, was sie aus gewisser Sicht auch noch ist. Auf jeden Fall aber ist sie ein Pferderennen mit einer sehr langen Tradition. In diesem Jahr wird die Steeplechase zum 120. Male ausgetragen.

Hengst Fantôme,  im Sattel der englische Jockey George Sayers  (Foto: ČTK)
Als in der damaligen Tschechoslowakei die erste Saison einer zentralen Fußball-Liga ausgespielt wurde, da hatte die Große Pardubitzer Steeplechase bereits rund 50 Jahre auf dem Buckel. Das erste Rennen auf dem damals noch rund 6000 Meter langen Parcours wurde 1874 ausgetragen. Es wurde von dem in Frankreich geborenen Hengst Fantôme gewonnen, im Sattel der englische Jockey George Sayers. Insgesamt sind die Namen von 89 Pferden und 78 Reitern bis heute in den Siegerlisten eingetragen. Rekordhalter unter den Gewinnern der Steeplechase sind der Fuchshengst Železník, der viermal gewann, und Jockey Josef Váňa, der sechsmal triumphierte – davon viermal eben mit Železník. Nun schickt sich der fast 58-jährige Matador des tschechischen Turfsports an, Lorbeerkranz und Siegestrophäe beim Jubiläumsrennen ein siebtes Mal zu erobern, auch wenn Váňa seine eigenen Erwartungen etwas zurückschraubt:

Josef Váňa  (Foto: Filip Jandourek)
„Ich weiß nicht so recht, ob ich mir einen weiteren Erfolg wirklich zutraue, aber eine tolle Geschichte wäre das schon. Ich habe durchaus eine reelle Chance, doch die haben die anderen 19 Pferde auch.“

Unter den 20 Pferden, die am Sonntag die 6900 Meter lange Strecke mit ihren 31 Hindernissen in Angriff nehmen, sind nicht weniger als fünf Vollblüter am Start, die von Josef Váňa trainiert werden. Váňa selbst wird den neunjährigen Wallach Tiumen reiten, mit dem er im Vorjahr siegte. Lange Zeit sah es allerdings nicht so aus, dass Pferd und Reiter die Titelverteidigung gemeinsam angehen können, denn Tiumen plagte eine Verletzung: der Wallach hatte sich die Verbindung zwischen Kreuz und Hanke angebrochen. Jetzt aber sei sein Brauner wieder konkurrenzfähig, glaubt Váňa:

100 Kilogramm schwere Bronzeplastik mit dem Abbild Váňas  (Foto: ČTK)
„Dieser Bruch war eine sehr ernsthafte Verletzung, doch man kann sagen: Schon in der Vergangenheit hatten wir einige Pferde mit ähnlichen Verletzungen, die wir dann wieder zu alter Leistungsstärke herangeführt haben. Ich sehe daher in Tiumens verheiltem Leiden kein großes Problem, zumal er den Eindruck macht, wieder fit zu sein.“

Trotz einer leichten Erkältung, die er immer habe, wenn er in Prag sei, fühle er sich gut in Form, und zwar noch besser als im Vorjahr, sagt Váňa. Wenn dem so ist, müssen seine Gegner in der Tat befürchten, dass der Sieg auch diesmal nur über das schmächtige Energiebündel aus dem mährischen Slopné führt. Sollte Váňa aber nicht gewinnen, ist das auch kein Malheur. Denn schon zu Lebzeiten hat sich der Jockeyoldie ein Denkmal gesetzt: am Sonntag wird die 100 Kilogramm schwere Bronzeplastik mit dem Abbild Váňas vor der Tribüne D unweit des berüchtigten Taxis-Grabens enthüllt. Dann können die Turfsportfreunde ihr Idol auch dann noch bewundern, wenn der kleine, drahtige Jockey nicht mehr über die Hindernisse der Großen Pardubitzer Steeplechase hetzt.

Autor: Lothar Martin
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