Gedenken an einen Schriftsteller, der sich eingesetzt hat: Heinrich-Böll-Tage in Prag
Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll hat sich in den 70er und 80er Jahren für die Einhaltung der Menschrechte in der kommunistischen Tschechoslowakei eingesetzt. Im Sommer hat sich der Tod von Böll zum 25. Mal gejährt. Jetzt im Herbst wird in Prag mit einer Veranstaltungsreihe an den großen deutschen Nachkriegsautor erinnert. Dazu ein Gespräch mit Eva van de Rakt, Leiterin der Heinrich-Böll-Stiftung in Prag.
„Ja, das stimmt. Zuerst einmal war seine Frau Annemarie Böll, geborene Čech, durch die Familie sehr verbunden. Ihr Vater war Tscheche, kam aus Pilsen, und sie hat sechs Jahre lang in Pilsen auch gelebt. Heinrich Böll hat sich dann als Präsident des internationalen PEN-Clubs sehr eingesetzt für Dissidentinnen und Dissidenten, für Schriftstellerinnen und Schriftsteller und hat auch regelmäßig Kontakt. Er war im August 1968 auf Einladung des tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes in Prag und hat die Tage der Okkupation miterlebt.“
Wie hat Heinrich Böll die demokratische Opposition hierzulande unterstützt?
„Heinrich Böll ging es vor allem um die Bedingungen, unter denen Schriftstellerinnen und Schriftsteller in den ehemaligen Ostblockstaaten lebten. Und er hat sich in seiner Funktion immer sehr dafür eingesetzt, diese Bedingungen im Bereich des Möglichen zu verbessern.“Auf welche Weise erinnert die Heinrich-Böll-Stiftung in Prag in diesem Jahr an Leben und Werk von Heinrich Böll?
„Wir veranstalten im September und Oktober die Heinrich-Böll-Tage in Prag. Diese Veranstaltungsreihe hat letzte Woche begonnen mit einer Konferenz zum Thema ´Künstlerinnen und Künstler – Agent/innen des Wandels´. Weitere Bausteine der Veranstaltungsreihe sind jetzt im Oktober Filmabende im Prager Goethe-Institut, und zwar werden drei Verfilmungen der Werke Heinrich Bölls zu sehen sein: ´Das Brot der frühen Jahre´ von 1962 (5. Oktober, 18 Uhr), ´Die verlorene Ehre der Katharina Blum (13. Oktober, 18 Uhr) und ´Ansichten eines Clowns´ (19. Oktober, 18 Uhr). Auch Teil der Veranstaltungsreihe ist eine Ausstellung über russische Menschenrechtsaktivistinnen und Menschenrechtsaktivisten. Diese Ausstellung war bereits in der Technischen Nationalbibliothek zu sehen, wird jetzt aber auch noch im Rahmen des Forums 2000 gezeigt, und das in der Nová scéna im Nationaltheater.“
Die Ausstellung „Russische Menschenrechtsaktivist/innen“ ist von 11. bis 21. Oktober in der Nová scéna (Neue Szene) des Nationaltheaters zu sehen. Weitere Informationen unter www.boell.cz (Tschechisch, Englisch).