„In Zukunft wieder mehr Dürer zeigen“ – zur Restaurierung des Bildes „Das Rosenkranzfest“

Foto: ČTK

Albrecht Dürer ist praktisch von einem auf den anderen Tag durch ein Bild berühmt geworden: die Rosenkranzfest-Madonna, auch einfach nur das Rosenkranzfest genannt. Das Gemälde, das der Nürnberger Maler 1506 in Venedig für dortige deutsche Kaufleute angefertigt hat, kam 100 Jahre später nach Prag. Kaiser Rudolf II. erwarb es für die damals hohe Summe von 900 Dukaten. Auch heute befindet sich das Bild noch in Prag: Es gehört zu den Sammlungen alter Kunst der tschechischen Nationalgalerie im Sternberg-Palais auf dem Hradschin. Seit dem vergangenen Jahr lässt die Nationalgalerie das Rosenkranzfest von italienischen Spezialisten genau untersuchen – in einem Verfahren, bei dem das empfindliche Gemälde nicht angefasst werden muss. Die Untersuchung soll zeigen, wo und in welchem Umfang im Laufe der Jahrhunderte Teile des Dürer-Originals übermalt wurden. Radio Prag hat dazu mit Olga Kotková gesprochen. Sie ist die Leiterin der Sammlungen alter europäischer Kunst in der Nationalgalerie.

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Frau Kotková, die Nationalgalerie lässt derzeit die Rosenkranzfest-Madonna von Albrecht Dürer überprüfen. Warum wurde genau dieses Bild ausgewählt?

„Ein Grund ist sicher, dass die Rosenkranzfest-Madonna wirklich ein besonderes Bild in der Geschichte der Malerei ist. Nicht nur für die Nationalgalerie in Prag, sondern für die ganze Welt. Und ein anderer, trauriger Grund ist, dass der Zustand des Gemäldes nicht optimal ist. Die Rosenkranzfest-Madonna hat eine sehr strapazierte Geschichte hinter sich und das sieht man. Wir denken zurzeit an die Möglichkeit, das Bild restaurieren zu lassen. Es ist aber nicht so einfach, die optimale Art der Restaurierung zu finden. Deshalb die Untersuchung des Bildes. Danach können wir auswählen, welche Restaurierung die beste Lösung wäre.“

Olga Kotková  (Foto: ČTK)
Die Forschung an dem Bild läuft ja noch – welche bisherigen Ergebnisse haben Sie?

„Wir wissen schon lange, dass das Gemälde im 19. Jahrhundert bereits restauriert wurde. Und jetzt haben wir herausgefunden, dass es eigentlich stärker übermalt wurde, als wir zunächst gedacht haben. Aber eine gute Nachricht ist, dass diese Schicht aus dem 19. Jahrhundert nicht so dick ist. Theoretisch können wir also diese Schicht entfernen und die Restaurierung könnte wieder ein bisschen mehr von der ursprünglichen Dürer-Malerei zeigen.“

Was ist jetzt das Besondere an dieser Art Forschung an dem Bild? Die Technik wurde ja als revolutionär bezeichnet. Warum ist die so revolutionär?

„Das ist ganz einfach: Bis heute war es immer so, dass das Gemälde ins Labor gebracht wurde. Jetzt funktioniert es umgekehrt: Das Labor kommt zum Bild. Und das ist für uns besonders wichtig, weil wir das Bild nicht transportieren müssen. Und auch für die Besucher ist es wunderbar, weil es keine Begrenzungen gibt. Die Leute können aus einer Entfernung von zwei, drei Metern die restauratorische Untersuchung beobachten. Das ist eine neue Möglichkeit. Wir müssen das Bild nicht irgendwohin schicken und haben auch keine Probleme mit Transport, Klima und so weiter.“