Die Fliege vom Madonnas Knie ist verschwunden - Dürers Rosenkranzfest entstand vor 500 Jahren
In der Mitte des Gemäldes sitzt die Madonna mit dem Jesuskind unter einem Baldachin, zwei Engel schweben über dem Kopf der Gottesmutter, um sie zu krönen. Um sie herum ist das fromme Volk versammelt, der Papst kniet zu ihrer Rechten, der Kaiser zu ihrer Linken. Vor diesem Gemälde war in der Prager Nationalgalerie schon immer ein Gedränge: Einerseits ist das Rosenkranzfest von Albrecht Dürer wohl eines der bekanntesten und auch wertvollsten Kunstwerke, die es in den tschechischen Sammlungen überhaupt gibt. Andererseits suchen zumindest informiertere Galeriebesucher auf dem Gemälde nach Dürer selbst. Denn der Künstler malte sich selbst als extravagant gekleideten jungen Mann, der das dargestellte Geschehen aus dem Hintergrund beobachtet und in der Hand eine Urkunde hält, auf die Dürer seine Signatur platzierte. Das Rosenkranzfest, das einen Meilenstein im Leben des Künstlers darstellte und Dürer in ganz Europa berühmt machte, entstand vor 500 Jahren in Venedig. Anlässlich des runden Jubiläums des Gemäldes wurde am Dienstag eine Ausstellung in der Prager Waldstein-Reitschule eröffnet.
"Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Dürers Rosenkranzfest. Außerdem haben wir Dürers Skizzen und Zeichnungen zum Rosenkranzfest ausgestellt, die aus der Wiener Albertina ausgeliehen wurden. Außerdem sind hier Werke zu sehen, die erst nach dem Rosenkranzfest gemalt wurden. Man findet hier auch Kopien des Gemäldes aus späterer Zeit."
Dabei wurde beispielsweise die verbreitete Vermutung widerlegt, dass das Gemälde erst in Böhmen beschädigt wurde. 1606 wurde es nämlich von Kaiser Rudolf II. gekauft und nach Prag transportiert. Auf dem Gemälde war ursprünglich auch eine Fliege zu sehen, die man heute auf dem Bild nicht mehr findet. Diese Fliege gehört jedoch zu Dürer, sie taucht auch in verschiedenen Anekdoten aus seinem Leben auf, sagt die Kuratorin:
"Wohin ist die Fliege verschwunden? Das ist die Frage. Dürer hat damals auf dem Gemälde als Scherz eine Fliege gemalt, die auf dem Knie der Madonna saß. Sie sollte den Eindruck erwecken, dass sie echt ist. Als das Gemälde beschädigt wurde, wurde auch die Fliege beschädigt und heute ist sie nicht mehr auf dem Gemälde zu sehen. Sie wurde jedoch auf den Kopien gemalt, und so wissen wir, wie die Fliege damals aussah."
Die Ausstellung anlässlich des 500. Jahrestags des Rosenkranzfestes ist bis zum 1. Oktober dieses Jahres in der Waldstein-Reitschule in Prag zu sehen.