Prager „Nackte Mona Lisa“ in Frankreich
Die Mona Lisa ist wohl das berühmteste aller Bilder. Es gibt allerdings auch eine Kohle-Zeichnung, die womöglich dieselbe Frau zeigt – aber oben ohne. Diese sogenannte „Joconde nue“ stammt wahrscheinlich ebenso von Leonardo da Vinci und könnte ihm als Entwurf für sein Gemälde gedient haben. Rund um die Zeichnung hat das Musée Condé im französischen Chantilly nun eine Ausstellung zusammengestellt. Damit soll der 500. Todestag des gefeierten Künstlers begangen werden. Auch die Nationalgalerie in Prag hat eines seiner Gemälde zu der Schau geschickt: eine Interpretation der „Nackten Mona Lisa“ durch den niederländischen Maler Joos van Cleve.
„Damals kommt der niederländische Maler an den Hof von Franz I., sieht eine gemalte nackte Mona Lisa und macht daraus das Porträt einer Kurtisane. Ihre Haare sind offen, sie trägt Schmuck und Perlen und hat einen Pelz umgeworfen. Diese Komposition greift die Idee von Leonardo da Vinci auf und interpretiert sie um als eine verführerische Schönheit ihrer Epoche.“
Das Musée Condé in Chantilly ist im Besitz der ursprünglichen „Nackten Mona Lisa“. Nachdem Zweifel am Ursprung der Holzkohlezeichnung aufgekommen waren, trat gerade Mathieu Deldicque vor zwei Jahren vor die Öffentlichkeit. Im Interview sagt er dazu:
„Diese große Zeichnung, die das Herz der Ausstellung in Chantilly ist, wurde 2017 neu wissenschaftlich analysiert. Und die Ergebnisse waren außergewöhnlich. Sie erlauben uns zu sagen, dass die Arbeit im Atelier von Leonardo da Vinci angefertigt wurde, wahrscheinlich sogar durch den Meister selbst.“Während heute diese Zeichnung relativ unbekannt ist, muss sie in der Renaissance berühmt gewesen sein. Denn die Ausstellung zeigt eine ganze Reihe zeitgenössischer Bilder, die sich auf die sogenannte Mona Vanna Nuda beziehen.
„Wir haben hier in Chantilly also diese Vorbereitungsarbeit für die Mona Lisa, drum herum haben wir aber etwa zwanzig weitere Joconde nues aus der ganzen Welt versammelt. Sie stammen aus privaten Beständen und Museen. Diese Gemälde sind von unterschiedlicher Qualität und kommen dem Original mal mehr, mal weniger nah“, so Deldicque.
Im Bild von der Prager Nationalgalerie spielt Joos van Cleve direkt auf den großen Meister aus Italien an: Er imitierte darauf die Signatur von Leonardo da Vinci, allerdings von rechts nach links geschrieben. Mit diesem ironischen Zitat wollte der Niederländer wohl darauf hinweisen, dass er sich bewusst eine Fälschung erlaubt hat.
Die Ausstellung der Nackten Mona Lisen auf Schloss Chantilly läuft übrigens noch bis 6. Oktober.