Der niederösterreichische Landesverkehrsplaner zum Streit um Thayatalbahn

Thayatalbahn (Foto: www.thayatalbahn.at)

Die Bahnstrecke Fratres – Slavonice / Zlabings im niederösterreichisch-tschechischen Grenzgebiet erhitzt wieder einmal die Gemüter. Wir haben am Dienstag berichtet. Während in Tschechien in den Ausbau der Lokalbahn Slavonice – Telč - Kostelec u Jihlavy investiert wird, will Niederösterreich nun einen Radweg auf der Bahnstrecke errichten. Den Personenverkehr soll eine grenzüberschreitende Buslinie übernehmen. Im Gespräch mit Daniel Kortschak erläutert der niederösterreichische Landesverkehrsplaner Friedrich Zibuschka die Hintergründe:

Friedrich Zibuschka
„Das Land Niederösterreich bemüht sich seit dem Fall des Eisernen Vorhanges gemeinsam mit der tschechischen Seite um die Reaktivierung dieser Bahn. Wir sind auf österreichischer Seite aber immer auf Taube Ohren gestoßen. Sowohl beim Bund, als auch bei den ÖBB. Und daher haben wir jetzt gesagt: Bevor wir ewig warten, halten wir es für sinnvoll, dass wir rasch eine Lösung bekommen. Und die sieht so aus, dass wir eine Busverbindung von Schwarzenau über Waidhofen nach Telč unter Einbeziehung von Raabs einrichten. Und zwar vielleicht noch Ende dieses Jahres. Das Thema Radweg wurde von allen Bürgermeistern in der Region Waidhofen an der Thaya diskutiert und befürwortet. Die Bahntrasse selbst würde dadurch auch auf jeden Fall erhalten bleiben, so dass man zu einem späteren Zeitpunkt die Bahntrasse allenfalls wieder reaktivieren könnte.“

Thayatalbahn  (Foto: www.thayatalbahn.at)
Das Land Niederösterreich hat um den Jahreswechsel von den Österreichischen Bundesbahnen beziehungsweise von der Republik zahlreiche Nebenbahnen übernommen, darunter auch die Thayatalbahn. Warum investiert jetzt nicht Niederösterreich selbst in seine Strecke?

„Wir haben auch genau die Kosten erhoben. Und wir würden, um die Strecke wiederherzustellen, rund 28 Millionen benötigen. Und wir müssten natürlich auch den Betrieb und die Erhaltung der Bahnstrecke finanzieren. Das Defizit im Fahrbetrieb würde rund eine Million Euro pro Jahr ausmachen und die laufende Erhaltung würde rund 1,8 Millionen kosten. Und dem steht jetzt gegenüber, dass wir rasch – nämlich innerhalb eines halben bis dreiviertel Jahres – einen Testbetrieb mit dem Bus machen können. Und dann können wir ausloten, wie dort wirklich das Potenzial aussieht.“

Ein weiteres Argument, das auch die tschechischen Anrainergemeinden ins Treffen führen, ist der starke Lkw- und Güterverkehr. Das betrifft vor allem den Holztransport ins Sägewerk nach Martinsberg. Das ist das Argument, dass der Personenverkehr wohl nur touristische Bedeutung hätte, die Thayatalbahn aber gerade für den Güterverkehr sehr wichtig ist.

„Auch das haben wir ausgelotet. Da war die Frage: Kann man garantieren, dass, wenn wir die Bahn bauen, auch der Holztransport tatsächlich auf der Bahn stattfindet. Das wurde dezidiert vom Werk ausgeschlossen. Das war der Grund, warum der Bund gesagt hat: Wenn nicht einmal gewährleistet ist, dass der Holztransport tatsächlich auf der Bahn ist, der Personenverkehr alleine rechnet sich ja in keiner Weise.“