Lohnzuwachs in Tschechien nur gering – Exportgeschäft muss wieder anspringen

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In ganz Europa wird derzeit ein Aufruf immer wiederholt, den nahezu alle EU-Bürger nur ungern hören: Wir müssen sparen! Auch in Tschechien ist diese Botschaft längst angekommen, auch wenn das Nicht-Euro-Land die europäische Gemeinschaftswährung zum Glück nicht stützen muss. Gespart werden aber muss bei den öffentlichen Finanzen ebenso wie in der Wirtschaft. Aus diesem Grund verzeichnen auch die Löhne den geringsten Zuwachs seit zehn Jahren.

Der durchschnittliche Monatslohn in Tschechien ist im ersten Quartal dieses Jahres um 484 Kronen auf knapp 23.000 Kronen gestiegen. Exakt lag er bei 22.748 Kronen, was rund 880 Euro entspricht. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres hat der Durchschnittslohn nur wenig zugelegt – um 2,2 Prozent. Unter Berücksichtigung der Inflation hat sich der Reallohn sogar nur um 1,5 Prozent erhöht. Das ist der geringste Zuwachs seit dem Jahr 2000, meldete am Montag das Tschechische Statistikamt. (ČSÚ). Zu den Gründen sagte die Analytikerin der Raiffeisenbank in Tschechien, Helena Horská:

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„Die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit und die bisher nur schwache Belebung der tschechischen Wirtschaft blockieren den Zuwachs der Löhne. Aus der Statistik geht hervor, dass die Beschäftigten aus dem nichtunternehmerischen Bereich noch etwas besser dran sind. Hier gibt es nur wenige Entlassungen und die Löhne steigen. Demgegenüber hat man in der Privatwirtschaft ziemlich viele Arbeitnehmer entlassen und gleichzeitig wird bei den Löhnen gespart.“

Besser dran, was den Lohn betrifft, sind auch die Menschen, die in der Hauptstadt Prag arbeiten. Hier wird auch weiterhin der höchste Monatslohn im Land gezahlt. Im Schnitt verdient ein Prager Arbeitnehmer umgerechnet rund 1100 Euro. Schlusslicht in der Lohntabelle sind die Beschäftigten, die im Kreis Karlovy Vary / Karlsbad tätig sind. Es ist die einzige Region im Land, in der man im Schnitt weniger als 19.000 Kronen mit nach Hause bringt. Das sind ganze 725 Euro im Monat.

Nach Einschätzung von Finanzexperten wird sich die schleppende Lohnentwicklung auch in nächster Zukunft fortsetzen. Zuerst müsse die Konjunktur wieder richtig anspringen und die wirtschaftliche Lage sich stabilisieren. Weil Tschechien eine stark exportorientierte Wirtschaft hat, müsse vor allem das Auslandsgeschäft wieder in Schwung kommen, so Helena Horská:

„Die Firmen müssen sparen. Wenn sie aus dem Ausland Aufträge erhalten wollen, müssen sie ein Angebot machen, bei dem sowohl die Kosten als auch der Preis sehr niedrig sind. Das Wachstum der tschechischen Wirtschaft ist auf die Nachfrage aus dem Ausland angewiesen. Sollten die tschechischen Unternehmen also nicht konkurrenzfähig sein, dann gibt es keine Aufträge und es wird auch nichts produziert.“