„Tschechischer Friede“ – sarkastische Film-Komödie über das umstrittene US-Radar in Mittelböhmen
Vor sechs Jahren sorgten sie für einiges Aufsehen: Filip Remunda und Vít Klusák. Für ihren Dokumentarfilm „Český sen” – „der Tschechische Traum” – bewarben sie mit Hilfe professioneller Marketing-Strategen monatelang die Eröffnung eines neuen Hypermarktes am Prager Stadtrand. Als dann am Tag der angeblichen Eröffnung Tausende Neugierige auf einem Acker in Prag-Letňany erschienen, stellte sich heraus, dass alles nur Fake war. Der neue Supermarkt bestand lediglich aus einem Gerüst und einer bedruckten Plane. In ihrem neuen Film „Český mír“ – „Der tschechische Friede“ nehmen Klusák und Remunda nun den gescheiterten Bau der US-Radaranlage im mittelböhmischen Brdy aufs Korn.
Jahrelang verhandelten die USA und Tschechien über die Errichtung einer Radar-Anlage in Mittelböhmen für den geplanten US-Raketenabwehrschild. Im Sommer 2008 wurde der Vertrag unterzeichnet. Eineinhalb Jahre später blies der neue US-Präsident Barack Obama das Projekt ab.
„Auch wenn wir es nicht geplant haben: die Pointe ist in beiden Filmen gleich. Der ganze Humbug, dieser ganze Hype um etwas, das es am Ende gar nicht gibt. So wie unser Hypermarkt schließlich gar kein Hypermarkt war, so steht auch kein US-Radar in unserem Land. Präsident Obama hat es mit einem einzigen Telefonat abgeblasen. Das ist die Parallele…“, so Regisseur Vít Klusák im Radio-Prag-Gespräch.Der Film begleitet Befürworter und Gegner des Projektes, Umweltschützer, die auf das Militärgelände in Brdy eindringen, empörte Anwohner, Politiker und glühende Verfechter des Projektes.
„Nach dem Besuch George Bush in Prag haben wir uns dazu entschieden, diesen Film zu drehen. Damals hat sich eine unglaubliche Protestbewegung gebildet. Nicht nur gegen den Besuch von Bush, sondern gegen das ganze Vorhaben, uns in die US-Raketenabwehr einzubinden. In dem Film geht es aber nicht nur um die Frage ‚Radar ja oder nein’. Er zeigt die tschechische Gesellschaft 20 Jahre nach der Samtenen Revolution in einem breiteren Kontext. Der Film ist voller Emotionen, weil wir die Leute gefilmt haben, wie sie auf dem Dorfplatz über das Jahr 1968 und über den November 1989 streiten. Wir haben Premier Topolánek mit der Kamera ins Weiße Haus begleitet, wir haben im Pentagon gedreht. Dieser Film ist also eine Art Bestandsaufnahme, eine Groteske über die Demokratie“, sagt Filip Remunda.Der Film „Český mír“ läuft seit 6. Mai in den tschechischen Kinos.