Deutschkenntnisse bringen Vorteile auf dem tschechischen Arbeitsmarkt

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Noch im Jahr 2002 sprachen 52,5 Prozent der Tschechen Deutsch. Mittlerweile ist die Zahl auf 48,5 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl jener Tschechen, die Englisch sprechen, von 46 auf 61 Prozent. Diese Zahlen hat die staatliche Agentur „CzechInvest“ erhoben. Für die hierzulande tätigen deutschen Unternehmen sind deutschsprachige Mitarbeiter aber nach wie vor unverzichtbar, sagt Sebastian Holtgrewe von der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer.

Herr Holtgrewe, die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer hat eine Umfrage unter deutschen Unternehmen gemacht, die in Tschechien tätig sind. Sie haben danach gefragt, welche Fremdsprachenkenntnisse die Firmen von den tschechischen Mitarbeitern erwarten. Wie ist das Ergebnis?

„Das Ergebnis ist relativ eindeutig. Drei Viertel der von uns hier befragten deutschen Firmen haben angegeben, dass deutsche Fremdsprachenkenntnisse sehr wichtig sind. Nur 40 Prozent haben beispielsweise angegeben, dass Englisch für sie wichtig ist. Man kann also ganz eindeutig feststellen, dass deutsche Sprachkenntnisse für die deutschen Firmen in Tschechien eine absolut große Rolle spielen. Sogar eine wichtigere Rolle als Englisch.“

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Das heißt, wenn man sich ohne Deutschkenntnisse bei einem deutschen Unternehmen bewirbt, dann hat man keine Chance? Oder es bedeutet zumindest ein Hindernis auf der Karriereleiter?

„Nein, das würde ich so nicht bewerten. Viele deutsche Unternehmen sind sehr international tätig und kommen mit englischsprachigem Personal sicher sehr gut klar. Was man aber ganz klar sagen muss ist, dass Deutschkenntnisse sicher ein absolutes Plus sind, ein absoluter Mehrwert für jemanden, der sich in Tschechien bei einer deutschen Firma bewirbt.“

Einer der größten deutschen Investoren in Tschechien ist der Volkswagen-Konzern mit seinem Tochterunternehmen Škoda Auto. Auch die deutschen Energieversorger RWE und E.ON sind in Tschechien stark vertreten. Wie ist das in diesen Unternehmen mit der Arbeitssprache geregelt? Spricht man dort Tschechisch, Englisch oder Deutsch?

„Ich weiß es konkret von Škoda. Bei Škoda ist ganz klar Deutsch die Arbeitssprache, die meisten Besprechungen werden auf Deutsch abgehalten. Englisch spielt da im Moment nur die zweite Geige. Auch aus unserer Umfrage kann man entnehmen, dass die Deutschkenntnisse vor allem für die Kommunikation mit der Muttergesellschaft in Deutschland wichtig sind. Ich würde es so zusammenfassen: Wenn diese Kommunikation wichtig und intensiv ist, was bei einem Automobilproduzenten zweifelsfrei der Fall ist, dann sind die Deutschkenntnisse der Mitarbeiter umso wichtiger für das Unternehmen.“

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Sie haben die Kommunikation mit dem Mutterkonzern in Deutschland angesprochen. Diese Mutterkonzerne entsenden ja auch oft deutsche Manager nach Tschechien zu ihren Tochterunternehmen. Wie sieht es eigentlich mit den Tschechischkenntnissen der deutschen Manager aus?

„Diese Daten haben wir in unserer aktuellen Umfrage nicht erfasst. Ich kann Ihnen aber aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass ich glaube, dass die tschechischsprachigen deutschen Manager deutlich mehr geworden sind als noch vor drei, vier, fünf Jahren. Ich glaube, dass viele der Manager, die hier sind, mittlerweile zumindest Basis-Kommunikationskenntnisse in der tschechischen Sprache erwerben. Das ist natürlich ein großer Vorteil in der Personalführung der tschechischen Mitarbeiter.“