Mit „Angélique“ und Gott über´s Prager Opernparkett

Prager Operball (Foto: ČTK)

Der erste Operball fand Anfang des 18. Jahrhunderts in Paris statt. Dennoch gilt noch heute: Ein Opernball, das ist eine Wiener, eine österreichisch-ungarische Angelegenheit. Und das ist auch einer der Gründe, weshalb immer wieder versucht wird, die Tradition des Prager Opernballs aufrecht zu erhalten. 1948 war das so, dann kam der Kommunismus, und erst 1992 hat der deutsche Dirigent Friedemann Riehle die Sache wieder in die Hand genommen. Obwohl immer noch keine ununterbrochene Tradition entstanden ist – in diesem Jahr findet er wieder statt, der Prager Operball. Christian Rühmkorf traf Friedemann Riehle in einem Prager Café.

Friedemann Riehle
Herr Riehle, von Freitag auf Samstag wird die Prager Staatsoper wieder eine große ´Baustelle´ sein. 50 Bühnenarbeiter werden 24 Stunden lang ein riesiges Tanzparkett im Publikumsraum einziehen – der Prager Opernball 2010 steht ins Haus. Mit welchen Stars und Sternchen wartet der Ball in diesem Jahr auf?

„Wichtigster Star für uns ist natürlich die hier ziemlich bekannte französische Schauspielerin Michèle Mercier. Im Film ´Angélique´ war sie, glaube ich, in den 60er und 70er Jahren auch in Deutschland bekannt. Die Filme sind hier zu großer Popularität gelangt.

Michèle Mercier
Also die Leute auf der Straße wissen sofort: Ah, ´Angelika Mercier´ - ganz toll. Dann kommt der Wiener Bürgermeister Michael Häupl, der schon vor mehreren Wochen glücklicherweise zugesagt hat. Dann gibt es ziemlich viele prominente Models, der Designer Osmany Laffita kommt, die Regisseure Juraj Jakubisko und Filip Renč und weitere Leute aus der Filmbranche.“

Also eine illustre Gesellschaft – da darf eigentlich die „goldene Stimme von Prag“ nicht fehlen. Wird sie zu hören sein?

„Er hat gesagt, er kommt gerne als Zuhörer. Er hat aber vorher noch einen Auftritt in der Slowakei und schafft es nicht zu einer Probe. Also, er kommt nur als Gast.“

Von Karel Gott war natürlich die Rede. Ein Ball ist zum Tanzen da, natürlich um zu sehen und sehen zu werden, aber der Prager Opernball erfüllt auch karitative Zwecke. Was steht da in diesem Jahr an?

Prager Operball  (Foto: ČTK)
„Es geht zugunsten von Haiti. Es gibt eine Tombola, wo man Schmuck, eine Reise nach Wien und andere Kleinigkeiten gewinnen kann. Letztes Jahr gab es einen Reinerlös von einer Viertelmillion (fast 10.000 Euro); vielleicht können wir das in diesem Jahr ein bisschen übertreffen.“

Der Prager Opernball hat eigentlich eine recht lange Tradition. Sie wurde aber durch geschichtliche Umstände unterbrochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1948, fand mal wieder einer statt. Aber erst Sie haben dann 1992 die Tradition hier wieder aufleben lassen. Dennoch war es auch nicht ganz leicht, das weiterzuführen, oder?

„Ja, glücklicherweise hat der Intendant damals die Sache als gutes Marketing für die Oper gesehen, als eine Fortsetzung der Tradition. Dann waren also vier Opernbälle von 1992 bis 1995. Dann gab es einen Intendanten-Wechsel und so gab es bis 2009 leider keine Opernbälle mehr in Prag.“

Der Prager Opernball 2010 ist also der Wievielte für Sie?

„Für mich ist es der Sechste.“

Gibt es noch Karten?

„Es gibt noch Karten. Aber die besten Karten sind vergriffen, also die besten Logen. Da gibt es nur noch Einzelkarten. Es gibt aber noch viele Tanzkarten. Es ist nicht ungedingt notwendig, dass die Leute einen Sitzplatz haben. Am liebsten ist uns im Moment das Publikum, das sich zwei Ballkarten kauft, ab und zu sich im Wiener Heurigen im zweiten Stock niederlässt und sozusagen die Sache durch Flanieren und Tanzen am Leben hält.“