33 Jahre Charta 77: Ehemalige Dissidenten protestieren gegen Verurteilung von Liu Xiaobo
Am 25. Dezember 2009 hat ein chinesisches Gericht den prominenten Bürgerrechtler Liu Xiaobo zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt. Der offizielle Grund: angeblich umstürzlerische Machenschaften. Das ungewöhnlich strenge Urteil gegen den Ehrenpräsidenten des chinesischen Pen-Clubs unabhängiger Schriftsteller und Koautor der Menschenrechts-Petition „Charta 08“, hat weltweit Bestürzung ausgelöst und Protest seitens der EU ausgelöst. Nun haben auch ehemalige tschechische Dissidenten der „Charta 77“ öffentlich Stellung bezogen. Ihr Dokument hatte auch die chinesischen Bürgerrechtler um Liu Xiaobo inspiriert.
Im Brief wird die chinesische Führung aufgerufen, nicht dieselben Fehler zu wiederholen, die in der ehemaligen Tschechoslowakei begangen wurden, nämlich die Verfolgung der Bürgerrechtler. Ihre Unterstützung für den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo haben am Mittwoch auch über 50 weitere Signatare und Sympathisanten der „Charta 77“ manifestiert; darunter auch der Vorsitzende des Verfassungsgerichts, Pavel Rychetský, und der Vize-Vorsitzende des Senats, Petr Pithart. Sie schlossen sich damit dem offenen Brief des Tschechischen Helsinki-Komitees vom Ende Dezember an.
Dem Schicksal des verfolgten Chinesen Liu Xiaobo steht auch der tschechische Premier Jan Fischer nicht gleichgültig gegenüber. Er beauftragte noch am selben Tag den Außenminister seiner Regierung, Jan Kohout, sich mit dieser Causa zu befassen. Medienberichten zufolge soll die chinesische Botschafterin einbestellt werden. Genauere Informationen liegen zurzeit nicht vor.Der 6. Januar 2010 hat sich aber noch in anderer Hinsicht als ein symbolisches Datum erwiesen. Vor 33 Jahren gehörte zu den ersten Signataren der „Charta 77“ auch der nahe Freund von Václav Havel, Ivan Medek. Der diesjährige 6. Januar ist nun auch sein Todestag geworden. Der Publizist und Musikwissenschaftler ist im Alter von 84 Jahren in Prag gestorben. Als Charta-Signatar wurde Medek vom kommunistischen Regime zur Emigration gezwungen und arbeitete lange Zeit in Wien als Redakteur bei den Sendern „Stimme Amerikas“ und „Freies Europa/Radio Liberty“.
„Hoffentlich werde ich irgendwie nützlich sein“ – mit diesen Worten habe sich Medek vor seiner Emigration verabschiedet, erinnerte sich Václav Havel am Mittwoch im Fernsehen an seinen Mitstreiter:„Alle wissen wir, wie nützlich er war. Ohne seine Arbeit bei „Voice of Amerika“ hätten die Charta und die gesamte Bewegung bei weitem nicht so viel Einfluss gehabt. Wir waren im ständigen Kontakt mit ihm. Er hat im Radio aus unseren Texten vorgelesen und dadurch über unsere Aktivitäten informiert.“
Nach seiner Rückkehr in die Tschechoslowakei arbeitete Ivan Medek als Publizist. In den Jahren 1996 – 1998 war er Leiter der Kanzlei von Präsident Václav Havel.