Tschechien trauert um Václav Havel

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Im Alter von 75 Jahren ist am Sonntagvormittag der tschechische Ex-Präsident Václav Havel gestorben. Viele tschechische Politiker, aber vor allem seine ehemaligen Mitarbeiter und Freunde waren bestürzt über die Nachricht und haben in den Medien hierzulande an Havel erinnert. Am Sonntagabend versammelten sich zudem an vielen Orten in Tschechien die Menschen, um gemeinsam des Ex-Präsidenten zu gedenken.

Václav Havel  (Foto: ČTK)
Václav Havel ist am Sonntag nach langen gesundheitlichen Problemen in seinem Landhaus in Hrádeček in Ostböhmen gestorben. Bis zum letzten Moment begleiteten ihn seine Frau Dagmar und eine der Ordensschwestern, die sich um ihn in den letzten Monaten gekümmert hatten. Die Nachricht von Havels Tod wurde am Sonntagmittag veröffentlicht. Der tschechische Premier Petr Nečas war gerade in der Vorbereitung auf eine politische Talk-Show im Tschechischen Fernsehen, als er vom Tod Václav Havels erfuhr:

„Die Nachricht hat mich tief getroffen. Er war ein Symbol und zudem das Antlitz der Tschechischen Republik im Ausland. Sein Tod ist ein großer Verlust. Denn er hätte noch viel zur Politik und zum Leben überhaupt sagen können. Als Politiker habe ich ihm nicht immer zugestimmt. Aber mein Respekt ihm gegenüber und meine große Bewunderung haben immer überwogen.“

Václav Havel sei eine Symbolfigur des neuen tschechischen Staates gewesen, sagte Staatspräsident Václav Klaus in seiner Fernsehansprache am Sonntagnachmittag. Obwohl er in vielen Bereichen politischer Gegner Havels war, würdigte er dessen Verdienste um die Freiheit des Landes:

Václav Klaus  (Foto: ČTK)
„Havels Persönlichkeit, Name und Werk haben dazu beigetragen, dass sich Tschechien schnell der Gemeinschaft demokratischer Länder angeschlossen hat. Ich habe ihn respektiert, seit ich ihn in den 1960er Jahren kennengelernt habe. Er war derjenige, der mich im November 1989 zur Zusammenarbeit im entstehenden Bürgerforum eingeladen hat. Ich halte auch unsere Polemiken für fruchtbar, als wir in den 1990er Jahren beide in den führenden politischen Ämtern waren.“

Am Sonntag um 18 Uhr erklangen in ganz Tschechien die Glocken zum Gedenken an Havel. Schon einige Stunden zuvor hatten die Menschen an mehreren Orten im Land begonnen, sich zu versammeln. Am oberen Ende des Prager Wenzelsplatzes kamen mehrere Tausend Trauernde zusammen und stellten Kerzen auf. Die Atmosphäre dort erinnerte an die Versammlungen aus den ersten Tagen der Samtenen Revolution. Die Leute verhielten sich in dem Menschengedränge sehr rücksichtsvoll zueinander, blieben einen Moment vor dem Denkmal stehen, legten dort Blumen oder Fotos nieder. Alle waren sehr gerührt:

„Für uns war Havel ein Mensch, den wir wirklich sehr gern gehabt haben. Er hat unser Leben verändert. Als wir die Hoffnung schon verloren hatten, kam die Wende, und wir konnten doch noch einiges genießen.“

So eine ältere Frau, die auch eine Kerze auf dem Wenzelsplatz aufgestellt hat. Am Wenzeldenkmal erklang das Lied „Gebet für Marta“, das während des kommunistischen Regimes als Protestlied galt. Ein Teil der Versammelten begab sich dann vom Wenzelsplatz auf die Kleinseite, wo an einem Festfeuer an Václav Havel erinnert wurde.

Des verstorbenen Präsidenten gedachten die Prager zudem auf der Nationalstraße – an dem Ort, an dem 1989 die Samtene Revolution begann. Unter ihnen waren viele junge Leute: „Havel war für mich eine große Persönlichkeit. Er war einzigartig. Ich habe ihn geachtet und habe ihn sehr gern gehabt“, so eine der Frauen.

Auch vor Havels Villa im Stadtteil Střešovice und auf der Prager Burg haben Menschen Kerzen aufgestellt. Seit Montagvormittag strömen viele auf die Burg, um sich in die Kondolenzbücher einzutragen. Der Sarg des verstorbenen Ex-Präsidenten wurde am Montag in der St.-Anna-Kirche in der Prager Altstadt aufgebahrt und soll ab Mittwoch im Vladislav-Saal auf der Prager Burg stehen. Die Bestattung wird voraussichtlich am kommenden Freitag stattfinden. Über den genauen Termin für die Beerdigung sowie die Staatstrauer soll im Laufe des Montags entschieden werden.