Wende-Ereignisse vor 20 Jahren: Prager Botschaft und Land Sachsen erinnern
Der 30. September. Das ist der Tag, an dem vor 20 Jahren der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher eine Rede in der bundesdeutschen Botschaft in Prag hielt, die Geschichte machte. Damals verkündete er vom Balkon des Palais Lobkowicz, dass die 4 bis 5.000 DDR-Flüchtlinge von Prag nach Westdeutschland ausreisen dürfen. Tage, Wochen, zum Teil Monate hatten sie in der Botschaft ausgeharrt und auf diese Worte gewartet. Daniel Kortschak sprach mit Christian Rühmkorf darüber, wie an die Ereignisse vor 20 Jahren erinnert wird.
„Der Anlass für die Feierlichkeiten ist eigentlich ein doppelter. An diesem 30. September erinnert man an die Ausreise der zigtausend DDR-Botschaftsflüchtlinge. Das hast Du ja schon in Deiner Anmoderation beschrieben. Und zugleich begeht man – quasi in einem Abwasch – den ´Tag der deutschen Einheit´, der ja eigentlich auf den 3. Oktober fällt. Auch der Freistaat Sachsen ist an der Ausrichtung dieser Feierlichkeiten beteiligt. In der deutschen Botschaft Prag hat man nun diese beiden Ereignisse zusammengelegt; sicher aus pragmatischen Gründen, aber auch, weil sie historisch-politisch eng beieinander liegen, sich ja sogar unmittelbar bedingen.“
Was veranstalten denn konkret die deutsche Botschaft und das Land Sachsen in Prag?
„Der feierliche Höhepunkt ist sicher ein Empfang, zu dem der neue Botschafter Johannes Haindl und der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich ins Palais Lobkowicz einladen. Ehrengäste sind niemand geringere als Ex-Bundesaußenminister Genscher und der damalige Kanzleramtsminister Seiters. Vor dem Empfang wird es auch im Kuppelsaal der Botschaft ein Pressegespräch mit beiden Akteuren geben. Also echte Zeitzeugen und Strippenzieher der Ereignisse vor 20 Jahren, die da geladen sind und auch sicher nicht fehlen dürfen. Eine Festrede wird aber voraussichtlich auch der tschechische Präsident Václav Klaus halten. Außerdem gibt es zwei Ausstellungen in der Botschaft zu sehen. ´Umweg Prag´ heißt die eine und zeigt die Phasen der friedlichen Botschaftsbesetzung. Die zweite Ausstellung dokumentiert die dramatische Fahrt der Botschaftsflüchtlinge von Prag nach Hof, also den Weg in die Freiheit. Organisiert wurde sie übrigens von der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Eingeplant ist natürlich auch ein Fototermin auf dem berühmten Genscherbalkon und zwar mit Genscher.“Werden auch einige der damaligen Botschaftsflüchtlinge anwesend sein. Die sind ja nicht ganz unwichtig.„Über 200 von ihnen waren schon am letzten Sonntag einer Einladung in die Botschaft gefolgt. Dort konnten sie sich wieder sehen, Erinnerungen austauschen, die Botschaft noch einmal in Augenschein nehmen, diesen Ort, wo für viele ja ein neues, ein anderes Leben begann.“
Christian, Du wirst an diesem 30. September in der Botschaft dabei sein. In unserer nächsten Sendung gibt es dann sicher einiges zu berichten. Vielen Dank!