Die Kollektivierung der Landwirtschaft - eines der schwersten Verbrechen des kommunistischen Regimes
Die Gefühlsbeziehung zum Grund und Boden zu unterbrechen, die bäuerliche Tradition zu vernichten und die Landwirtschaft nach dem Muster der sowjetischen "Kolchosen" zu organisieren - das war eines der Ziele der kommunistischen Planer. Die Umsetzung der Pläne brachte Unglück nicht nur für Tausende betroffene Familien, sondern auch für Natur und Landschaft.
„Mein Vater bekam Anfang 1952 aufgrund der ausgeklügelten Anklage für Sabotagen und Bedrohung der amtlichen Organen drei Jahre Kerker. Er hat sie vor allem in Zwangsarbeitslagern verbracht. Grosse ´Verdienste´ erwarb sich im Zuge der Enteignungen der damalige Obmann des örtlichen Nationalausschusses František Křeček, der offen erklärte: ´Es ist notwendig, mit allen Mitteln die Gefühlsbeziehung der Bauern zum Grund zu vernichten. Nur dadurch können wir eine neue sozialistische Landwirtschaft aufbauen´. Soweit ich weiss, erklangen solche Worte auch beim Volksgericht in Říčany, wo mein Vater verurteilt wurde.“
Das aber war für die Familie Řehák, die zunächst noch auf ihrem Bauernhof in Kolovraty wohnen blieb, noch nicht das Ende der Schikanen. Ein Jahr später, am 12. Mai 1953, erhielt sie einen amtlichen Bescheid. Innerhalb von zwei Wochen musste sie ihren Hof verlassen und in eine Wohnung nahe Česká Lípa umziehen, etwa 130 km entfernt. Es wurde ihr auch verboten, sich in ihrem Heimatbezirk aufzuhalten. Die neu zugeteilte Wohnung bestand aus zwei Zimmern mit dem Ausmass von vier mal vier und sechs mal vier Quadratmetern. Der dreiköpfigen Familie wurde auch vorgeschrieben, was sie mitnehmen durfte: einen Küchentisch, drei Stühle, einen Hocker, ein älteres Sofa, einen Schrank, zwei Arbeits- und eine Festkleidung pro Person, zwei Bettdecken und drei Polster pro Person, alles ausführlich aufgelistet. Trotz allen Drucks war die Kollektivierung oft nicht erfolgreich. In den Genossenschaften sollte alles gemeinsam bewirtschaftet werden. Das sollte angeblich vorteilhaft sein. Zu Leitern der Genossenschaften wurden zwar aktive Funktionäre bestimmt, aber nur selten erfahrene Landwirte. Die Ergebnisse mancher Genossenschaften waren jämmerlich. Den Bauern, die ihre Tätigkeit der kollektiven Leitung anvertrauten, konnten trotz vorheriger Versprechungen keine Anteile ausbezahlt werden. Deshalb gab es auch Wellen von Austritten, worauf das Regime nur mit weiteren Repressionen antworten konnte. Dazu sagt František Čihák, ebenfalls Sohn eines so genannten ´Kulaks´:„Zunächst wurde mein Schwiegervater verhaftet. Er hatte es gewagt, mit einem Brief an den Ministerpräsidenten gegen den gezwungenen Verkauf seiner landwirtschaftlichen Maschinen zu protestieren. Das war auch eine kommunistische Methode: wenn sie keine Maschinen in den Genossenschaften hatten, zwangen sie die Leute einfach, sie ihnen zu verkaufen - sehr billig, natürlich. Mein Schwiegervater und andere Leute, die Proteste organisiert hatten, bekamen je ein Jahr Kerker und hohe Geldstrafen. Während der Haft wurde die Familie meines Schwiegervaters umgesiedelt und der Bauernhof von der Genossenschaft bewirtschaftet. Er selbst wurde im Dorf für unerwünscht erklärt.“
Die Historiker, aber auch viele Zeitgenossen sind sich einig, dass vieles von den örtlichen kommunistischen Funktionären abhing. Die meisten von ihnen handelten ausgesprochen fanatisch und verursachten viel Leid unter den Dorfbewohnern. Es gab jedoch auch Ausnahmen, erinnert sich František Čihák:„Zum Beispiel gab es in Nedvězí, einem typischen Bauerndorf, viele Landwirte mit einem Grundstück von mehr als 20 Hektar. Der dortige Vorsitzende der Agrargenossenschaft wurde einmal zum Kreisausschuss der kommunistischen Partei vorgeladen und da wurde ihm gesagt, dass er daran etwas ändern sollte. Man legte ihm die Liste von Bauern vor, die aus dem Dorf ausgesiedelt werden sollten. Aber er widersprach und sagte, die Bauern brächten Wohlstand ins Dorf und es käme nicht in Frage, sie durch einigen Vagabunden oder Zigeuner zu ersetzen. Er drohte auch mit Rücktritt, sollte der Kreisausschuss darauf bestehen. Und aus Nedvězí ist tatsächlich kein Landwirt vertrieben worden.“
Die Kollektivierung der Landwirtschaft bedeutete grossen Schaden auch für Natur und Umwelt. Die jahrhundertealten Flurgrenzen wurden aufgeackert, die Bäche wurden kanalisiert, Grundwasser und Erdboden mit Chemikalien verseucht. Die Folgen der jetzigen Überflutungen sind die Ergebnisse gefühlloser Landschaftspflege während der kommunistischen Zeit. Die Folgen der damaligen Agrarwirtschaft sind immer noch deutlich spürbar.