Traditioneller Bergmannstag mit weniger Pomp gefeiert
Der 3. September 1949 wurde in der Ex-Tschechoslowakei zum ersten Mal als „Bergmannstag“ gefeiert. Diesem Métier wollte das damalige Regime Respekt bei der Bevölkerung verschaffen. Kein Wunder. Die Kohle, die unter schwersten Bedingungen gewonnen wurde, galt für lange Jahre als unentbehrliche Energiequelle des Staates. In diesem Jahr wird dieser Tag bereits zum 60. Mal begangen, jedoch nicht mehr so pompös wie früher.
„Ich bin ein Bergmann und wer ist mehr?“ Dieser Slogan, der in der kommunistischen Ex-Tschechoslowakei oft zitiert wurde, spiegelte sehr gut die Position der Bergleute in der tschechischen Gesellschaft vor 1989 wider. Hohe Löhne, neue Wohnungen, spezielle Gesundheitsfürsorge, billiger Urlaub in den Erholungsheimen der einzelnen Bergbaubetriebe und vieles mehr – das waren die größten Anreize bei der Anwerbung neuer Arbeitskräfte. Im größten Kohlerevier im Lande um die Städte Ostrava, Karviná, Orlová und anderen konnte bald ein großer Ballungsraum mit Zehntausenden aus der ganzen Tschechoslowakei neu zugezogenen Bergleuten entstehen. Am 3. September feierte dann das ganze Land mit, aber vor allem die erwähnte Region, den Bergmannstag. Die Bergmannshymne konnte dabei nicht fehlen.
„Der große Pomp hat bei uns mit der Schließung des Bergwerks ´František´ vor zehn Jahren sein Ende erlebt. Dieser Betrieb war der Hauptsponsor der Feierlichkeiten. Heutzutage sind die Veranstaltungen zwar wesentlich bescheidener, die Bergleute vergessen wir jedoch nicht.“
Das sagt heute der Bürgermeister von Horní Suchá Jan Lipner, einer Gemeinde mit über 4000 Einwohnern. Nach dem Wendejahr 1989 sind landesweit viele Bergwerke geschlossen worden. Wie feiert man also den Bergmannstag in Horní Suchá, wo es heutzutage vor allem arbeitslose Bergleute gibt. Oder ehemalige Bergleute in der Rente:
„Um uns von anderen Städten in der Umgebung wie Karviná oder Havířov zu unterscheiden, wo die Programme zum Bergmannstag immer noch bombastisch ausgetragen werden, bereiten wir in den letzten Jahren eine spezielle Aktion mit dem Titel ´Fedrování Folklorem´ vor. Unsere Gemeinde liegt in einem mährisch-schlesisch-polnisch-slowakischen Dreiländereck, in dem die Kulturen der drei Länder aufeinander treffen. Von dort stammten auch die Kumpel, die früher bei uns arbeiteten. Das dreistündige Programm zum Bergmannstag haben wir also aus der Folklore der benachbarten Regionen und den hierzulande beheimateten Traditionen zusammengestellt. Es ist also in der Tat etwas vollkommen anderes als in den umliegenden Städten.“
Also ohne den kunterbunten Umzug, ohne frisch entstaubte Uniformen, Blasmusikorchester, Podienshows unter freiem Himmel sowie ohne Hektoliter von Bier und Schnaps, deren Konsum auch zur Tradition der durch die schwere Arbeit geprägten Region wurde. Aber auch in Horní Suchá wird wahrscheinlich der legendäre Kumpel Slivka nicht fehlen, der seit Jahrzehnten im schlesischen Dialekt - von bekannten Komikern und Schauspielern verkörpert - Witze und Geschichten aus dem Leben der Bergleute auf der Bühne erzählt.