Wahlkampf in Tschechien: Steinewerfer verletzen Topolánek leicht
Wurfgeschosse auf Wahlkampfveranstaltungen werden offenbar in Tschechien zur traurigen Gewohnheit. Nachdem die Sozialdemokraten schon während des Europawahlkampfs im Mai massiven Attacken durch Eierwerfer ausgesetzt waren, wurde nun auch der Vorsitzende der Bürgerdemokraten und Ex-Premierminister Mirek Topolánek zur Zielscheibe. Es flogen allerdings nicht bloß Eier, sondern auch Steine.
„Ich hoffe, die Polizei kommt den Tätern auf die Spur. Bei Steinwürfen hat der Spaß ein Ende“, gab Topolánek zu Protokoll.
Eine Sprecherin der Polizei erklärte, man kenne bereits die Identität von zweien der mutmaßlichen Angreifer. Weitere Informationen zu den Ermittlungen wolle man aber vorerst nicht veröffentlichen. Der private Fernsehsender „Nova“ sendete hingegen am Samstag ein Interview mit einem der mutmaßlichen Angreifer. Dem Nova-Reporter zufolge behauptete der Verdächtige, im Auftrag gehandelt zu haben. Und wörtlich fügte der junge Mann hinzu:
„Keiner von uns hat Steine geworfen, sondern nur Eier. Es waren auch nur ein paar Eier, und keiner hat direkt auf Topolánek gezielt. Wir sollten dort nur Unruhe stiften.“Ungeachtet des Fortgangs der polizeilichen Ermittlungen sieht Topolánek derweil keinen Grund, weder sein Programm noch die Art seines Wahlkampfes zu ändern. Den Vorfall betrachte er als „Zwischenfall unterwegs“. Eine erhöhte Polizeipräsenz auf Wahlkampfveranstaltungen, wie sie Innenminister Martin Pecina gefordert hatte, lehnt Topolánek ebenfalls ab:
„Das ist eine Frage der allgemeinen Sicherheit. Man kann niemals völlig verhindern, dass man - aus welchen Gründen auch immer - angegriffen wird. Ich will, dass es Sicherheit für alle gibt und nicht nur für Politiker.“
Der Angriff wurde jedenfalls von allen Seiten verurteilt. Sozialdemokratenchef Jiří Paroubek, Topoláneks politischer Hauptrivale, erklärte seine „volle Solidarität“ mit dem Ex-Premier. Der jetzige Premier der Übergangsregierung, Jan Fischer, ließ ausrichten, derartige Angriffe hätten in einer zivilisierten Gesellschaft keinen Platz. Wer seine Meinung ausdrücken wolle, solle im Oktober zur Wahl gehen und seine Stimme abgeben.