Reiselust – Reisefrust
Und wieder ist es Zeit für Ihre Rubrik, liebe Hörerinnen und Hörer. Sie wissen Bescheid: Es ist Zeit für das Hörerforum. Wir erzählen Ihnen nun wieder, was wir alles in unserer Postmappe gefunden haben.
Ahoj und Herzlich Willkommen zum Hörerforum! Auch in den vergangenen beiden Wochen haben Sie sich wieder selbst übertroffen und uns einen riesigen Berg an Briefen, Postkarten und Emails geschickt. Vielen Dank! In unserem Briefkasten waren wie immer auch viele Empfangsberichte. Diesmal kamen zum Beispiel welche von Douglas Kähler aus Mönkeberg, Michael Lindner aus Gera, Klaus-Peter Hilger aus Langenhagen, Martina Pohl aus Überlingen und Wolf-Lutz Kabisch aus Malschwitz.Horst Cersovsky schickte uns seinen Bericht aus dem Urlaub in Bushmills in Nordirland. Auch an Sie geht natürlich ein herzliches Dankeschön, wie auch an alle, die hier nicht namentlich erwähnt wurden.
Jens van Haack aus Wuppertal hat seinen Urlaub noch vor sich, wie er uns in einigen Zeilen zu seinem Empfangsbericht mitteilte. Herr van Haack wird seinen Urlaub in Tschechien verbringen, wo er am Welttreffen der Entenliebhaber teilnehmen wird. Die Rede ist aber nicht von Vögeln gehen, sondern von dem legendären französische Auto, das offiziell Citroën 2CV und im Volksmund eben „Ente“ heißt. Zum ersten Mal seit 34 Jahren wird ein Internationales „Ententreffen“ in diesem Jahr auch wieder in Tschechien stattfinden.
Sie merken es: Wir sind immer noch mittendrin in der Urlaubszeit. Radio Prag wünscht jedenfalls allen Hörerinnen und Hörern schöne und entspannte Urlaubstage! Das ist ja zurzeit keine Selbstverständlichkeit, wie auch Robert Bohr aus Trier beim Hören unserer Sendungen bemerkte:
„Die Nachricht über die Probleme in der tschechischen Tourismusbranche haben mich traurig gemacht. Leider vertragen sich Wirtschaftkrise und Urlaubszeit nicht so gut miteinander. Das spüren wir auch hier an der Mosel. Es kommen immer weniger Besucher.“Aber nicht nur das Ausbleiben von Touristen sorgte in letzter Zeit für Schlagzeilen in Tschechien. Mit dem Bankrott des großen tschechischen Reiseveranstalters Tomi Tour vor anderthalb Wochen endete die Erholung für viele Tschechen, die ihren Urlaub bereits angetreten haben. Peter Vaegler aus Stralsund schrieb uns dazu:
„Ich hoffe, dass alle Kunden von Tomi Tour schnell wieder in die Heimat geholt werden. Es ist schon schlimm, wenn die schönsten Tage des Jahres durch solche Dinge überschattet werden – da bleibt nichts vom Erholungswert des Urlaubs.“
In der Tat, viele Tomi-Tour-Kunden sind verärgert. Und zwar nicht nur darüber, dass ihr Urlaub so abrupt endete, sondern auch über das Vorgehen des Reiseveranstalters. So soll Tomi Tour noch wenige Tage vor der Bankrotterklärung Last-Minute-Reisen verkauft haben. Und auch die Umstände der teils spektakulären Rückholaktionen aus dem Ausland sorgten für Unmut. In beiden Fällen ermittelt nun die tschechische Polizei. Für die meisten Tomi-Tour-Kunden aber ist das nur ein schwacher Trost. Ihr Urlaub wurde gründlich verdorben.
Nicht nur die Kunden von Tomi Tour erlebten in den vergangenen Wochen Reisefrust statt Reiselust. Besonders tschechische Staatsbürger, die Reisen nach Kanada geplant haben, müssen seit gut zwei Wochen einige Unannehmlichkeiten erdulden. Kanada hat nämlich am 14. Juli die Visumpflicht für Tschechen wieder eingeführt. Der Grund war die steigende Zahl tschechischer Roma, die in Kanada um Asyl ersucht haben. Auch normale Touristen müssen deshalb nun ein Visum vorlegen, und zwar schon am Flughafen vor dem Abflug nach Kanada. Und dieses Visum zu bekommen ist gar nicht so leicht, was Engelbert Borkner aus Hildesheim ärgert:
„Ich habe nicht damit gerechnet, dass Kanada tatsächlich ernst macht und die Visumpflicht für Tschechen wieder einführt. Ich habe das nur als Drohung aufgefasst, aber scheinbar war der Ansturm tschechischer Roma nach Kanada zu groß. Was ich aber als Affront empfinde ist, dass die kanadische Botschaft in Prag keine Visa ausstellt und alle Antragsteller nach Wien fahren müssen. Ebenfalls inakzeptabel finde ich übrigens, dass sich die zuständigen Stellen in der EU erst im September zu dem Thema äußern wollen. Das ist doch ein dringliches Problem.“
Von Seiten der EU-Kommission, die in der Frage eine Entscheidungskompetenz hat, hieß es in der Tat, man werde erst im September eine offizielle Erklärung zu dem Thema abgeben. Die Tschechische Republik strebt als eine Art ‚Vergeltungsmaßnahme’, die Einführung von Visa für kanadische Reisende an. Da aber diese Maßnahme – wegen des Schengen-Abkommens – die gesamte EU betreffen würde, ist Tschechien auf die Solidarität der übrigen EU-Mitgliedsstaaten angewiesen. Vorerst werden aber Tschechinnen und Tschechen, die nach Kanada wollen, den Weg zur kanadischen Botschaft nach Wien auf sich nehmen müssen. Paul Gager aus Deutschkreutz hat der Umstand zu einigen weiteren Gedanken veranlasst, die er uns in einer Email mitteilte:
„In diversen tschechischen Medien wird sich oft ablehnend, ja geradezu hasserfüllt, über Österreich ausgelassen. Aber wenn man ein Visum braucht, fährt man auch in das ‚verhasste’ Österreich. Wie auch immer: Zum Glück gibt es ja Radio Prag, das objektiv berichtet! Aber auch umgekehrt ist das Tschechien-Bild in österreichischen Medien nicht immer rosig. Zum Vorurteil, dass Österreicher etwas gegen Tschechen haben, kann ich aber nur sagen: Ich wurde dazu noch nie befragt. Die meisten der entsprechenden Umfragen sind doch ohnehin manipuliert, nur um Streit anzufachen. Ich respektiere Tschechien und seine Bevölkerung, und ich finde im Übrigen auch, dass die tschechische Ratspräsidentschaft gar nicht so übel war. Aber mich fragt ja niemand.“
In Kanada kann man sicher schön Urlaub machen, aber auch Prag ist eine Reise Wert. Und für die meisten von Ihnen ist dafür weder ein Visum notwendig, noch der Kauf eines teuren Flugtickets nach Übersee. Wenn Sie mit dem Zug nach Prag anreisen, werden regelmäßige Pragbesucher bei der Ankunft in der tschechischen Hauptstadt staunen. Denn der Prager Hauptbahnhof erhält langsam aber sicher ein neues Gesicht. Unter der Federführung der italienischen Firma Grandi Stazioni sind bereits zwei der drei Umbauphasen abgeschlossen. Das Tochterunternehmen der Italienischen Staatsbahnen finanziert auch die Bauarbeiten. Johann Ruff aus Mühlheim möchte daher wissen:
„Welche Vorteile verspricht sich die italienische Firma davon?“
Die Frage leite ich direkt weiter an meinen Kollegen Daniel Kortschak, der über den Umbau des Prager Hauptbahnhofs berichtet hat, und der jetzt bei mir im Studio ist. Also Daniel, welche Gegenleistungen erhalten Grandi Stazioni für ihre Investitionen?
„Die Frage ist ganz schnell zu beantworten. Der Vertrag mit Grandi Stazioni sieht vor, dass das Unternehmen vom dem Ende der Bauarbeiten, also vom Jahr 2013 an, 30 Jahre lang die Mieteinnahmen sämtlicher Zeitungsläden, Cafés und sonstiger Geschäfte bekommt. Also bis zum Jahr 2043. Aber auch bei Grandi Stazioni ist man sich darüber im Klaren, dass sich das ganze Projekt nur sehr langfristig rechnet. Erst recht vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise. Aber man rechnet mit einer ähnlichen Rentabilität wie auf den großen italienischen Bahnhöfen. Und die sei durchaus zufriedenstellend, wie mir der Chef von Grandi Stazioni versichert hat.“
Vielen Dank, Daniel! Und Ihnen vielen Dank fürs Zuhören, denn das war es schon wieder für heute im Hörerforum. Bitte schreiben Sie auch weiterhin so fleißig an die bekannten Adressen! Und zwar per Post an Radio Prag, Vinohradska 12, 12099 Praha 2, Tschechische Republik. Und per E-Mail an [email protected] . Machen Sie es gut und bis zum nächsten Mal!