Reisen trotz Corona-Pandemie: Viele Tschechen derzeit auf Urlaub in Ägypten

Hurghada in Ägypten (Foto: Cristiana Franzini, Pixabay / CC0)

Die epidemiologische Lage in Tschechien verschlechtert sich gerade wieder. Vor der schnellen Verbreitung der britischen Coronavirus-Mutation versucht sich etwa Deutschland durch Grenzschließungen zu schützen. In andere Richtungen, wie zum Beispiel nach Ägypten, können Tschechen aber weiter problemlos reisen. Und tun es auch.

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Die Tourismusbranche hat, wie viele andere Wirtschaftsbereiche auch, in der Corona-Krise enorme Einschnitte zu verzeichnen. Weltweit waren 2020 eine Milliarde Menschen weniger unterwegs als noch im Vorjahr, die Hälfte davon aus Europa. Radek Chaloupka von der Unternehmensberatung KPMG bilanziert:

„Weltweit ist der Tourismus insgesamt um 74 Prozent zurückgegangen. Finanziell bedeutet das ein Minus von 1,3 Billionen US-Dollar. Wir befinden uns in einem Zustand, den niemand zuvor erlebt hat. Die Folgen werden einschneidend sein.“

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Die tschechischen Reiseveranstalter kämpfen um ihr Überleben und versuchen naturgemäß, so gut es geht, geschäftstüchtig zu bleiben. Um Kunden zu überzeugen und ihnen die Angst vor Reisen in Corona-Zeiten zu nehmen, bieten sie zahlreiche Sonderangebote an. Dazu gehören großzügige Gutscheinregelungen für ausgefallene Reisen, Geld-zurück-Garantien oder zweistellige Rabatte auf Pauschalreisen. Dabei zielen einige Angebote auf bestimmte Personengruppen wie etwa Senioren ab – also ausgerechnet auf eine der Risikogruppen, die ansonsten isoliert wird, um sie vor Ansteckungen zu schützen. Petr Šatný ist Marketingchef beim Reiseanbieter Alexandria:

„Wir bieten zum Beispiel die kostenlose Unterbringung von zwei Kindern an. Und natürlich haben wir auch Rabattaktionen bei Gruppenreisen für Senioren. Abgestimmt auf die aktuelle Lage können gebuchte Urlaube kostenlos eingetauscht und eine zusätzliche Versicherung für den Krankheitsfall Covid-19 abgeschlossen werden.“

Illustrationsfoto: Joseph Gage,  Flickr,  CC BY-SA 2.0

Viele Menschen lassen sich davon gern überzeugen. Wie eine Reportage der Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks zeigt, reisen derzeit jede Woche Hunderte von Tschechen in die Ferienressorts von Ägypten. Nach Hurghada etwa werden von Prag aus wöchentlich drei Direktflüge angeboten. Dank der Maßnahmen, mit denen die Regierung die Menschen eigentlich in ihrer Mobilität und ihren Kontakten einschränken will, können sich Arbeitnehmer ihre Zeit jetzt freier einteilen. Veronika Bartošová ist eine der Urlauberinnen:

„Ich denke, dass das viele Menschen nutzen. Das Homeoffice macht es möglich, und die Kinder müssen auch nicht zur Schule gehen. Wir haben unsere beiden Kinder dabei. Der Laptop ist auch eingepackt, so werden sie dann am Online-Unterricht weiter teilnehmen.“

Hurghada  (Foto: Marc Ryckaert,  Wikimedia Commons,  CC BY 3.0)

Die Familie aus Mimoň / Niemes hat in der vergangenen Woche ihre Maschine nach Hurghada bestiegen, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Für diese Reisen gibt es keine einheitliche Testpflicht. Mitreisende, die ohne Testbescheid mit im Flugzeug sitzen, machen Ehemann Jan Bartoš aber keine Sorgen:

„Da wir die ganze Zeit Masken tragen müssen, sehe ich darin kein Problem. Eher ist es das Problem dieser Leute, denn sie müssen den Test dann bei der Ankunft machen. Wir haben ihn zur Sicherheit schon vor der Abreise erledigt, damit wir vor Ort nicht gleich in Quarantäne geschickt werden.“

Vor der Landung in Ägypten ergeht vom Bordpersonal folgende Anweisung:

Flughafen Hurghada  (Foto: Tanja Dedjuchina,  Panoramio,  CC BY 3.0)

„Reisende mit einem gültigen PCR-Test steigen laut Flughafeninstruktion als erste aus. Vielen Dank.“

Welchen Effekt diese Trennung der getesteten und nichtgetesteten Passagiere beim Ausstieg haben soll, lässt sich nur schwer beurteilen. Etwa die Hälfte der Passagiere im Flugzeug tritt nach Beobachtungen des mitgereisten Reporters erst am Urlaubsort den Test an. Den Grund dafür benennt Petr aus Brno / Brünn:

„Ganz einfach, weil es billiger ist. Hier wird es uns vom Reiseveranstalter oder von der Regierung bezahlt. Ich weiß gar nicht genau, von wem. Vorher wurde natürlich empfohlen, den Test schon zu Hause zu machen.“

Hurghada  (Foto: Sabine Zierer,  Pixabay / CC0)

Wem dies aber zu teuer war, für den gilt am Urlaubsort eine höchstens zweitägige Quarantäne, bis das Testergebnis eintrifft. Nach der Vorortrecherche des Tschechischen Rundfunks wird diese Vorgabe allerdings in den meisten Hotels kaum eingehalten. Die Gäste werden erst in dem Fall isoliert, wenn sich ein Corona-Test als positiv erweist.

Autoren: Daniela Honigmann , Štěpán Macháček
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