Tag für Afrika: Prager spenden für die Fußballkids aus den Slums von Nairobi
Kindern zu helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen – das ist seit vier Jahren der Inhalt des Projekts „Fotbal pro rozvoj“ (Fußball als Entwicklungshilfe), dem sich die tschechische Nichtregierungsorganisation INEX-SDA in Zusammenarbeit mit dem Außenministerium und mehreren Sponsoren verschrieben hat. Seit 2006 kommen jeden Juni Kinder aus Kenia für mehrere Wochen nach Tschechien. Hier spielen sie Fußball, lernen Land und Leute kennen und nehmen stets auch einen großen Sack an Spenden mit nach Hause. Über das Projekt Fußball als Entwicklungshilfe hat Patrick Gschwend mit Lothar Martin gesprochen.
Es ist nicht neu, dass der Fußball eine weltumspannende Bedeutung hat und dass er Abertausende Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenbringt. Vor allem aber kann er ohne großen Aufwand überall auf der Welt gespielt werden. Das riesige Potential des Fußballs hat sich die kenianische Organisation MYSA zu Nutzen gemacht. Unter dem Dach von MYSA spielen bereits 22.000 Kinder aus Mathare – das ist einer der größten Slums in Nairobi – organisiert Fußball. Aber nicht nur das, wie der Manager von MYSA, George Mwangi, in Prag erklärte:
„Die Aufgabe unserer Organisation ist nicht nur, den Kindern mit Hilfe des Fußballs Spaß und Freude zu bereiten. Wir nutzen den Fußballsport vielmehr dazu, um sie in der Gruppe mit vielen wichtigen Dingen des Lebens vertraut zu machen und um ihnen eine Perspektive zu geben.“Neben dem Fußball werden die Kinder unter Anleitung vom MYSA aber ebenso dazu angehalten, ihre Slums vom größten Dreck zu säubern. Das funktioniert so, dass den besten Fußballteams beim Saubermachen bis zu sechs Punkte in der Tabelle gutgeschrieben werden. Da auch viele Mädchen Fußball spielen, werden die Jugendlichen in der Gemeinschaft ihrer Teams auch über Sex, Aids und Drogen aufgeklärt. Fast 400 der aktivsten Jugendlichen erhalten jährlich ein Schulstipendium. Weitere Projekte sind das Fotografieren und Filmen des eigenen Lebensraums, also der Slums. Mit diesen Dokumenten gelingt es MYSA, die Öffentlichkeit noch besser auf das Leben der Kinder in den Slums von Nairobi aufmerksam zu machen.
Lothar, wie werden die kenianischen Kinder denn nun von den Tschechen unterstützt? Und: Erfüllt das Projekt für die tschechische Seite auch noch einen anderen Zweck?
Die Kinder aus Nairobi spielen während ihres dreiwöchigen Aufenthalts in Tschechien nicht nur Fußball, sie wohnen auch bei tschechischen Familien und nehmen an mehreren kulturellen Veranstaltungen teil. Eine davon ist der Prager Tag für Afrika, der jetzt am Samstag stattfindet. Teil dieses Tages ist auch eine große Spendenaktion, bei der den Kenianern vor allem Lederbälle und Fußballschuhe übergeben werden.
Und was bringt das Projekt den Tschechen? Vor allem neue und wichtige Erkenntnisse, sagt der bekannte tschechische Fußballspieler Tomáš Ujfaluši, der das Projekt unterstützt:
„Ich denke, das Wichtigste an dem Projekt ist, dass auch wir hier in Tschechien sehen können, wie die Menschen in Afrika und vor allem die Kinder in den Slums leben.“
Wie sie es tun, das zeigen sie ihren tschechischen Gastgebern nicht zuletzt in Filmen und auf Fotografien, die sie dank der Arbeit von MYSA gemacht und mitgebracht haben.