Dokumentarserie über Monsterprozess gegen Horáková gefällt den Kommunisten nicht

Milada Horáková vor dem Gericht

59 Jahre sind vergangen seit dem größten Schauprozess, den die tschechoslowakischen Kommunisten inszeniert hatten: Vor dem Gericht stand die Politikerin Milada Horáková und weitere zwölf Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen strahlt aus diesem Anlass einen einzigartigen Dokumentarzyklus mit dem Titel „Proces H“ aus. Die heutige Kommunistische Partei hat jedoch versucht, die Ausstrahlung zu verhindern oder hinauszuschieben.

Der Regisseur Martin Vadas  (Foto: ČTK)
Fast wie in einer Reality Show - so können die Fernsehzuschauer Tag für Tag verfolgen, wie sich 1950 der Schauprozess abgespielt hat. Zehn 50-minütige Teile werden seit dem 31. Mai und noch bis zum 9. Juni gesendet. Dies waren die Tage, an denen im Staatsgerichtshof in Prag verhandelt wurde. Die Dokumentarserie „Proces H“ geht dabei von authentischen Film- und Rundfunkaufnahmen aus. Noch vor der Ausstrahlung der Fernsehserie und ohne Kenntnis des Inhalts protestierte der Vorsitzende der tschechischen Kommunisten, Vojtěch Filip, jedoch beim Generaldirektor des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders, Jiří Janeček. Der Kommunistenchef verlangte, dass die Dokumentarserie erst nach den Europawahlen ausgestrahlt wird. Als Begründung nannte er:

„Es gibt bestimmte Abkürzungen, die in den Medien gängig sind. Diese legen nah, dass die damalige KSČ mit der heutigen Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens - der KSČM - identisch ist. Wir haben aber erst eine 20-jährige Geschichte.“

Der Generaldirektor des Tschechischen Fernsehens Jiří Janeček wies die Einwände der Kommunisten gegen die Serie zurück:

„Dies ist von unserer Seite keinerlei Kampagne. Wir senden den Dokumentarzyklus genau zu der Zeit, zu der sich das Ereignis 1950 abgespielt hat. Niemand kann uns vorwerfen, dass wir etwas ausgedacht oder konstruiert haben.“

Regisseur und Drehbuchautor Martin Vadas wies zudem den Vorwurf der Kommunisten zurück, dass die Dokumentarserie nicht objektiv sei. Die Serie beruhe auf den stenographischen Protokollen und den authentischen Filmaufnahmen von 1950, so Vadas. Der Prozess wurde damals wahrscheinlich mit aufgezeichnet, um ihn für die Propaganda zu nutzen. Martin Vadas:

„Bei den Vorbereitungen zu den Aufzeichnungen aus dem Gerichtssaal warnte der damalige Propaganda-Chef im ZK der Kommunistischen Partei: Man müsse aufpassen, dass die Filmaufnahmen in der Öffentlichkeit nicht Mitleid mit den Verurteilten hervorrufen. Dies ist wahrscheinlich aber passiert. Nachdem der Dokumentarfilm fertig war und die Parteiführung ihn gesehen hatte, wurde er nie gezeigt. Für die Kommunisten war die Arbeit damals wertlos. Das Dokumentarmaterial blieb aber erhalten und beweist heute die Verbrechen des Regimes, die Ermordungen und die Methoden dabei.“

Der Schauprozess dauerte damals nur neun Tage lang. Die Fernsehserie besteht jedoch aus 10 Teilen. Im letzten Teil geht es um das Schicksal von Milada Horáková. Die Politikerin wurde trotz zahlreicher internationaler Proteste am 27. Juni 1950 hingerichtet.