Ereignisse von 1989 haben Deutsche und Tschechen einander näher gebracht
Jan Kohout und Frank-Walter Steinmeier waren tags zuvor auch die beiden Hauptredner der Gedenkveranstaltung auf dem Prager Wenzelsplatz, die gleichsam das schon erwähnte zentrale Anliegen der Prag-Reise des deutschen Außenministers war: „20 Jahre Freiheit: Deutschland sagt Danke!“
antwortete Frank-Walter Steinmeier am Montag auf den Wenzelplatz einer Gymnasiastin der Deutschen Schule Prag. Sie wollte wissen, wie der heutige Bundesaußenminister die aufwühlende Zeit vor 20 Jahren erlebt habe. Die Ereignisse hätten ihn, den damaligen Doktoranden, vom Schreibtisch weggerissen. Der Fall der Berliner Mauer war für Steinmeier:
„Ein historischer Augenblick, und ich freue mich, dass ich zur Erinnerung an diesen Augenblick heute hier in Prag auf dem Wenzelsplatz sein darf.“
Ereignisse wie der Prager Frühling 1968, die Verbrennung Jan Palachs 1969 und die Samtene Revolution 1989 seien es gewesen, die vom Wenzelsplatz aus um die Welt gegangen seien, sagte Steinmeier. Die Geschehnisse vor 20 Jahren aber hätten Deutsche und Tschechen einander besonders nahe gebracht:
„Für uns Deutsche ist die Erinnerung an das Jahr 1989 ein kostbarer Schatz. Sie wird für immer untrennbar verbunden sein mit den dramatischen Bildern von der Deutschen Botschaft in Prag. Die Ansprache des damaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher vom Balkon der Botschaft und die darauf folgenden ergreifenden Szenen, die sie alle in Erinnerung haben und die uns in Deutschland auch heute immer noch bewegen – all das werden wir nie vergessen! Deshalb bin ich hier: ´Deutschland sagt danke – Německo děkuje´.“
Die Danksagung des Bundesaußenministers sei eine schöne Geste, „aber auch wir müssen Danke sagen“, betonte Jan Kohout in seiner Rede.Gerade der Exodus der DDR-Bürger über die westdeutsche Botschaft in Prag habe vielen Tschechen Mut und Kraft gegeben, nun auch im eigenen Land dem Freiheitsgedanken zum Durchbruch zu verhelfen, sagte Kohout. Man habe sich mit den Deutschen sehr gefreut, als sie 1990 ihre Wiedervereinigung gefeiert haben:
„Mit der Einbindung Deutschlands in die euro-atlantischen Strukturen sind sehr rasch auch die Ängste vor einem wiedervereinigten Deutschland verschwunden. Ängste, die man übrigens in der Tschechoslowakei nie geteilt hat.“
Auch Petr Hejma, der Bürgermeister des ersten Prager Stadtbezirks, hob immer wieder hervor, wofür man den Deutschen zu danken habe:„Es war Deutschland, das unseren Landsleuten einen freien Rundfunk und eine freie Presse ermöglichte. Es war Deutschland, das den mutigsten Tschechen im Kampf für Demokratie Schutz gewährte. Es waren Deutsche, die mit uns als erste den Draht an der Grenze durchschnitten haben. Und es waren die Deutschen, die unseren Weg in die Nato und die EU immer unterstützt haben.“
Und Außenminister Kohout resümierte schließlich: „20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs können wir konstatieren, dass wir in der Geschichte nie bessere Beziehungen zu Deutschland hatten als heute.“
Fotos: Gerald Schubert