Martina Janková: Haydns Musik spricht mich tief an
In ihrer Heimat Tschechien ist sie immer noch nicht ganz so bekannt, aber im Ausland wird ihr Name mit viel Respekt genannt: Martina Janková. Die international bekannte Sopranistin trat in diesem Jahr zum ersten Mal beim Musikfestival ´Prager Frühling´ auf.
„Ich finde, dass Joseph Haydn und sein Schaffen im Vergleich mit Mozarts Kompositionen ungerechterweise immer noch im Schattendasein leben. Ich bin wahnsinnig froh, dass wir mindestens jetzt, wo wir des 200. Todestags von Haydn gedenken, dazu kommen, ihn in einem größeren Rahmen vorzustellen. Wir geben ihm die Chance uns von seiner Musik mehr und mehr bezaubern und in deren Bann ziehen zu lassen.“
Wie hat die Sopranistin Joseph Haydn für sich entdeckt?
„Ich muss sagen, meine eigentliche Begegnung mit Haydn war ein starkes Erlebnis: Es war sein wunderschönes Oratorium ´Die Schöpfung´ unter der Leitung von Philippe Herreweghe in Frankreich, wo ich mit Sicherheit festgestellt habe, dass diese Musik für mich ist, dass mich diese Musik sehr tief anspricht. Ich bin sehr dankbar, dass ich dies erlebt habe und dass ich bis heute Haydn begegnen und neu entdecken darf. Zuletzt war es unter der Leitung von Haydn-Spezialist Adam Fischer bei uns in der Zürcher Oper. Wir haben eine Oper aus Haydns Esterházy-Zeit - ´La fedelta premiara´ - aufgeführt. Es ist ein herrliches Werk, das leider selten gespielt wird. Im Herbst werden wir ´L´Infedelta delusa´ - eine weitere Oper aus der Esterházy-Zeit – konzertant im Musikverein in Wien unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt aufführen. Dies sind alles Begegnungen, auf die ich mich wahnsinnig freue. Die Oratorien und Opern sind natürlich im Vergleich zu Haydns Liedern bekannter. Dank Sir Roger Norrington hatte ich die Möglichkeit, bei seinen Konzerten Joseph Haydn wirklich zu begegnen. Ich konnte die Lieder kennen lernen, die der Komponist am Anfang geschrieben hat: Das waren die deutschen Lieder aus dem Zyklus ´24 deutsche Lieder´. Dann habe ich für mich die schottischen und walisischen Lieder entdeckt. Er hat vielleicht 400 solche Lieder geschrieben. Auf meiner CD fehlen nicht die reifsten und echten Haydnschen Lieder: Das sind die englischen Lieder, die erst nach dem triumphalen Erfolg entstanden sind, den der Komponist in London gefeiert hat.“
Auf eine Begegnung mit Martina Janková können sich die tschechischen Musikfreunde bei den St. Wenzel-Festspielen im Herbst in Ostrava freuen. Zuvor kann man die Sopranistin bei den steirischen Festspielen Styriarte oder auch bei den Salzburger Festspielen erleben.