Der „angenehme“ Havel warnt Obama vor zu großen Versprechungen
Nach dem offiziellen Teil von Obamas Prag-Besuch fand noch ein mit großem Interesse verfolgtes privates Treffen statt: die Begegnung des US-Präsidenten mit Václav Havel, dem ehemaligen Dissidenten und späteren tschechischen Präsidenten. Lothar Martin hat dazu mit Christian Rühmkorf gesprochen.
„Václav Havel und US-Präsident Obama trafen sich direkt nach dem Gipfel am Sonntagnachmittag. Es war ein privates Treffen und beide hatten rund eine halbe Stunde Zeit. Ursprünglich war eine Stunde eingeplant, aber es kam natürlich zu Verzögerungen beim Gipfeltreffen. Obama hatte sich dieses Treffen ausdrücklich gewünscht. Der frühere Dissident, Ex-Präsident und Schriftsteller Václav Havel gilt in den USA als Symbolfigur für den Fall des Eisernen Vorhangs. Dass Havel ein besonderer Mensch ist, haben auch schon die Kinder von Obamas Vorgänger George W. Bush gemerkt. Sie hinterließen einen Willkommensbrief für die Kinder des neuen amerikanischen Staatsoberhauptes. Und in eben diesem Brief wurde Václav Havel als ein Mensch bezeichnet, mit dem die Begegnung besonders angenehm war. Havel wiederum sagte nach dem Treffen mit Obama, der neue US-Präsident sei sehr sympathisch, sehr charismatisch und wahrscheinlich deshalb gab er ihm auch eine Warnung mit auf den Weg - Obama hatte noch am Vormittag von einer Welt ohne Atomwaffen geträumt. Havel sagte, jeder Mensch auf der Welt denke sich nun, dass schon ab morgen eine bessere Welt beginne. Und wenn das nicht der Fall sei, dann werde sich der Zorn gegen Obama richten, der das ja schließlich versprochen habe. Man werde sich denken, Obama habe mehr versprochen, als er halten konnte. Diese Worte gab Havel dem US-Präsidenten warnend mit auf den Weg.“
Wie hat Obama auf diese Warnung reagiert?„Obama lachte und sagte, er habe schon vorher genau das gespürt, was Havel ihm da als Warnung mit auf den Weg gab. Über Politik im Detail wurde bei diesem privaten Treffen nicht gesprochen, aber am Ende der Pressekonferenz betonte Václav Havel, er habe Obama gesagt, er drücke ihm alle Daumen, damit ihm sein Werk gelinge. Das Treffen zwischen Havel und Obama enthielt dennoch eine Art indirekter politischer Botschaft. Den aktiven politischen Spitzen, nämlich Premier Mirek Topolánek und Präsident Václav Klaus, widmete Obama insgesamt nur 15 Minuten. Für Havel war eine ganze Stunde geplant. Realisiert wurde davon zwar nur die Hälfte, aber ich denke, es sagt schon etwas aus, dass der Ex-Präsident Václav Havel für US-Präsident Obama ein größeres Gewicht hat.“