Ein tierisches Projekt: deutsch-tschechischer Eisbärennachwuchs
Am kommenden Montag macht sich ein Tscheche auf den Weg nach Deutschland, um seine Partnerin kennenzulernen - unter den wachsamen Augen von Betreuern und Medien. Es handelt sich um Eisbär Bill aus Brünn, der an den Gelsenkirchener Zoo abgegeben wird. Dort soll er Eisbärendame Lara Gesellschaft leisten und im besten Fall für deutsch-tschechischen Nachwuchs sorgen. Katja Holubek sprach mit der Biologin Sabine Haas, Pressesprecherin des Zoos in Gelsenkirchen, über diese tierische Angelegenheit.
Frau Haas, können Sie erklären, wie man sich diesen „Eisbärenhandel“ mit Tschechien vorstellen muss?
„Wir bekommen den Eisbären Bill aus dem Brünner Zoo. Schon sehr lange haben wir für unsere junge Lara einen Eisbärmann gesucht und sind dann mit Brünn in Kontakt getreten. Die beiden Zoos haben sich als gute Heiratsvermittler erwiesen und jetzt werden Lara und Bill hoffentlich ein langes und glückliches Leben hier bei uns führen.“
Wie genau soll die Annäherung zwischen Lara und Bill vonstatten gehen?
„Bill darf erst einmal allein in die Außenanlage, ganz ohne Lara. Danach werden beide die Möglichkeit haben, sich durch ein Schmusegitter näherzukommen. Das Gitter verhindert zwar, dass die beiden zusammenkommen, aber sie können sich schon sehen, riechen und hören und ganz vorsichtig die ersten Annäherungsversuche starten. Wenn alles gut läuft, werden sie irgendwann im März oder April zusammen in die Außenanlage kommen.Das ist ja für sie die erste große Liebe, deswegen geht man da ganz vorsichtig vor. Man schmeißt sie nicht einfach zusammen und sagt ‘So, sieh zu, dass du den gut findest!’, sondern sie dürfen sich aneinander gewöhnen.“
Ist es richtig, dass Bill nicht der erste tschechische Eisbär bei Ihnen ist?
„Ja. Umca ist der Vater von Bill und war eigentlich nur hier in Gelsenkirchen im Urlaub, denn Bill und sein Bruder Tom mussten erst einmal etwas größer werden. Die Tschechen hatten Probleme mit dem Platz und haben gefragt, ob wir Umca nicht für eine gewisse Zeit hier bei uns unterbringen können. Wenn Bill herkommt, kann Umca wieder nach Tschechien zurückkehren.“Eine weniger ernstgemeinte Frage zum Schluss: Sie konnten also schon Erfahrungen mit tschechischen Eisbären sammeln. Muss man bei der Haltung irgendwelche kulturellen Unterschiede beachten?
„Zum Glück brummen Eisbären in jeder Sprache gleich, das heißt, man muss keine kulturellen Unterschiede berücksichtigen. Als Lara herkam, war Brot ihr Lieblingsessen. Ich weiß nicht, ob das in Österreich so gebräuchlich ist. In Deutschland ist sie dann aber aber auf Birnen umgestiegen.“
Vielleicht werden es mit Bill ja dann Knödel.
„Genau.“