Minister Liška: Bessere Bildung für eine gesunde Wirtschaft

Bildungsminister Ondřej Liška (Foto: ČTK)

Das tschechische Bildungswesen soll reformiert werden. Bildungsminister Ondřej Liška will in den nächsten vier Jahren 80 Milliarden Kronen (2,8 Milliarden Euro) investieren. Die Schulen sollen fit gemacht werden und damit zu einer konkurrenzfähigeren Wirtschaft beitragen. Einen entsprechenden Plan hat der Bildungsminister dem Nationalen Wirtschaftsrat der Regierung vorgelegt, der die tschechische Wirtschaft aus der Krise retten soll. Hierzu Ondřej Liška im Interview:

Bildungsminister Ondřej Liška  (Foto: ČTK)
Herr Minister, Sie wollen in den nächsten vier Jahren zusätzlich 80 Milliarden Kronen, das sind 2,8 Milliarden Euro, in das Bildungswesen investieren. Die Ausstattung der Schulen soll modernisiert, die Lehrergehälter sollen erhöht und die Hochschulen und die Forschung sollen vorangebracht werden. Sind das nicht alles langfristige Maßnahmen, die erst in einigen Jahren wirksam werden und sich daher nicht dazu eignen, die aktuelle Wirtschaftskrise zu bewältigen?

„Das sind alles Maßnahmen, die sicherlich erst mittel- oder langfristig die richtigen Früchte bringen. Aber auch kurzfristig, also in den nächsten Monaten oder sagen wir anderthalb Jahren, können sie große Ergebnisse bringen, besonders für die Hochschulen. Was wir wollen, ist eine Reform der Universitäten, die auf jeden Fall ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Konkurrenzfähigkeit sind.“

Illustrationsfoto
Für 2009 sind aufgrund der Rezession ein Rückgang der Staatseinnahmen und eine drastische Erhöhung des Defizits zu erwarten. Sie fordern nun eine Aufstockung der Finanzmittel für das Bildungsressort. In den vergangenen Jahren war der politische Wille, das Bildungswesen aufzuwerten, nicht vorhanden. Wie wollen Sie die Regierung von Ihrem Plan überzeugen?

„Mit Beispielen. Mit guten Beispielen aus dem Ausland. Anfang der 90er Jahre fiel zum Beispiel Finnland in eine große Rezession. Die finnische Regierung hat damals robust die Forschung, Entwicklung und Bildung finanziert.“

Seit Jahren leidet die Qualität der Bildung an einem massiven „Brain Drain“: Lehrer wandern wegen der schlechten Bezahlung in die Wirtschaft ab, den Hochschulen fehlt es an akademischem Nachwuchs. Kommt Ihr Plan nicht ein Jahrzehnt zu spät?

Gymnasium Jaroměř
„Ich war vor einem Jahrzehnt nicht da. Das kann ich nur schwer beurteilen. Worauf ich mich aber konzentrieren will, sind mehr Stipendien für junge Wissenschafter, für Doktoranden, und auch eine Anhebung der Gehälter der Lehrkräfte, denn nur gut qualifizierte, fähige Lehrer, die gut bezahlt sind, im Schulwesen bleiben.“

Wann wollen Sie mit der Umsetzung Ihres Maßnahmenpakets beginnen?

„Sofort. Wir haben keine Zeit mehr. Wir sind spät dran, und gleich, sobald wir die nötigen finanziellen Mittel dazu hätten, sind wir bereit, noch am Anfang dieses Jahres die nötigen Reformen einzuführen und auch langfristige Strukturen zu definieren, damit diese Projekte nicht nur ein paar Monate dauern, sondern sich langfristig auf die Qualität des tschechischen Schulwesens auswirken.“