Presseeinblicke: Tschechien macht den Vorsitz

Ende der Arbeitswoche, Zeit für den Medienspiegel. Im ersten Teil wie gewohnt Einblicke in die Pressethemen in dieser Woche. Für den zweiten Teil bleiben wir im eigenen Haus, dem Tschechischen Rundfunk. Christian Rühmkorf stellt Ihnen den Nachwuchsredakteur Jiří Kokmotos vor und dessen Weg in die Hauptnachrichtensendungen des Radios.

Sie werden sicher erraten, welches das alles beherrschende Thema in dieser Woche in den tschechischen Zeitungen war. Genau: der Beginn der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft. Seitenweise wurden alle Winkel beleuchtet, bis hin zur Information, dass der tschechische EU-Kommissar Vladimír Špidla seinen Kollegen geraten hat, sich warm einzukleiden für den Besuch in Prag. In der tschechischen Hauptstadt herrsche tiefster Winter. Viele der Berichte hatten also maximal eine Halbwertszeit von einem Tag, vor allem weil sich die Ereignisse um den russisch-ukrainischen Gasstreit und den Konflikt im Gazastreifen überschlagen haben in dieser Woche.

Was gab es also Nachhaltiges zu lesen? Druckfrisch am Freitag in der Tageszeitung„Lidové Noviny“ beispielsweise ein ganzseitiges Interview mit EU-Ratspräsident Mirek Topolánek unter dem Titel „Merkel schreibt mir SMS-Nachrichten, mit Sarkozy rede ich telefonisch“. Der Titel klingt zwar nach Boulevard, doch der Inhalt keineswegs banal. Neben konkreten Aspekten bei der Vermittlung im Gasstreit und im Gazakonflikt geht Topolánek auch auf die Kritik an der tschechischen Ratspräsidentschaft ein:

Premier Mirek Topolánek  (Foto: ČTK)
„Wenn man mancherorts geschrieben wird, dass der tschechische Ratsvorsitz von den großen Staaten in den Schatten gestellt wird, dann wird die Rolle des Vorsitzes als solches falsch verstanden. Die Rolle großer Staaten verschwindet nicht durch die Existenz eines multilateralen Zusammenschlusses. Deswegen brauchen wir neben Amerika auch Deutschland und Frankreich, die auf dem europäischen Kontinent schon seit Jahrhunderten eine dominante Rolle innehaben.“

Wie Topolánek weiter sagt, sei es bereits ein Erfolg, dass Sarkozy und Merkel ihn ständig auf dem Laufenden halten würden. Andere Ratspräsidenten hätten da auch andere Erfahrungen gemacht.

Die Tageszeitung „Právo“ hat in ihrer Montagsausgabe in einem eigenen Bericht einen Aspekt der EU-Ratspräsidentschaft herausgegriffen, der anderswo nicht beleuchtet wurde. „Wir stehen an der Spitze der Europäischen Union, aber viele tschechische Regionen betrifft das nicht“, so der Titel. Es geht darum, dass die Veranstaltungen im Rahmen des Vorsitzes ungleich über das Land verteilt seien. So sind mancherorts die Politiker verärgert, weil ihre Region unter teils fadenscheinigen Gründen aus dem Veranstaltungspaket gestrichen wurde, geht aus dem Bericht hervor.

Damit enden für heute unsere Presseeinblicke. Im zweiten Teil unserer Sendung – dem Schwerpunktthema Medien – stellt Ihnen Christian Rühmkorf den Nachwuchsredakteur Jiří Kokmotos vor. Sie hören eine Wiederholung aus dem Medienspiegel vom 7. März vergangenen Jahres .