Medienspiegel: Billiges Weihnachtsmenü und der Präsident in der Torte

Wir beginnen mit einer guten Nachricht: „Vor Weihnachten werden die Lebensmittel billiger“. So titelte am Freitag die Tageszeitung Mlada fronta dnes. „Die diesjährigen Weihnachten könnten den Leuten besser schmecken als die vergangenen. Sie sparen bei den Vorweihnachtseinkäufen einige Hundert Kronen“. Mehl und Butter seien etwa um ein Drittel billiger als vor einem Jahr, Milch um ein Zehntel. Somit ist in diesem Jahr wohl auch die Herstellung der Weihnachtskekse deutlich billiger ausgefallen.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Lange habe man auf die Preissenkung gewartet, schreibt die Mladá fronta Dnes: „Die Preise der landwirtschaftlichen Grundprodukte sind schon im Frühjahr gefallen. Milch und Getreide sind nicht nur im Vergleich zum Vorjahr billiger, sondern auch gegenüber dem Jahr 2006.“ Die Lebensmittel-Preise fallen also nicht nur von den Rekordwerten dieses Jahres zurück auf das „Normal-Niveau“, sondern sie sinken weiter. Auch Delikatessen lassen sich nun deutlich billiger einkaufen. Durch die bisher hohen Preise ist den Tschechen die Lust am Einkaufen jedenfalls vergangen: „Das bestätigt auch das Tschechische Statistikamt. Im Oktober gaben die Leute etwa um dreieinhalb Prozent weniger aus als im Jahr zuvor.“ Soweit Mladá fronta dnes über das vorweihnachtliche Preis-Geschenk.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Nicolas Sarkozy  (Foto: ČTK)
Mit dem Jahr 2008 geht in wenigen Tagen auch die EU-Ratspräsidentschaft Frankreichs zu Ende. Präsident Nicolas Sarkozy übergibt am 1. Januar 2009 den Vorsitz an Mirek Topolánek. Diese Woche hat Sarkozy im EU-Parlament eine Art Bilanz gezogen und auch einige gute Ratschläge an Tschechien gerichtet. Etwa, dass Präsident Klaus doch endlich die EU-Flagge auf der Prager Burg hissen sollte. Wir haben berichtet. Der französische Privat-Fernsehsender Canal+ widmete die neueste Ausgabe seiner Satire-Serie „Les Guignols“ – zu deutsch „Die Kasper“ dem Präsidenten-Duo Sarkozy und Klaus: „Frankreich anmüsiert sich. Auf Kosten Tschechiens“ titelte die tschechische Tageszeitung „Lidové noviny“ am Montag empört. „Eine TV-Satire-Show und seriöse Tageszeitungen stellen die Fähigkeiten der tschechischen Politiker, den EU-Vorsitz zu meistern in Frage.“ Zur Illustration zeigt das Titelbild in einer Art Filmstreifen einen Ausschnitt aus der Fernseh-Show: Sarkozy und Klaus, in stark überzeichneter Gestalt von Gummipuppen, beim Diner. Das letzte Bild zeigt Präsident Klaus mit dem Gesicht in einer Torte: „Man hat mir die Schuhbänder zusammengebunden“, nuschelt Klaus in die Torte. „Reg dich nicht auf, bevor du zum EU-Chef wirst, bringe ich dir bei, wie man seine Schuhe bindet“, verspricht Sarkozy. Aber auch Präsident Sarkozy wird in der TV-Satire kräftig durch den Kakao gezogen. Mehrmals verwechselt die Karikatur des mächtigen Mannes aus Paris Tschechien mit anderen ehemaligen Ostblock-Ländenrn und ist unfähig, den Namen des tschechischen Präsidenten richtig auszusprechen. Die Lidové noviny zitiert Präsident Sarkozy – den echten diesmal – der sich überzeugt zeigt, dass der EU-Ratsvorsitz bei Premier Topolánek in guten Händen sei. Die französische Öffentlichkeit sehe das anders, meint die „Lidové noviny“ „In den vergangenen Tagen ist in den dortigen Medien eine ganze Serie von Beiträgen erschienen, die die Fähigkeiten Tschechiens anzweifeln oder sich gar lustig machen.“ Unterstrichen wird dies durch einene Kasten mit Zitaten aus französischen Tageszeitungen. Etwa aus „Le Monde“: „Vom 1. Januar an könnte Europa wegen schlechter Führung in Lethargie verfallen.“


Soweit für heute unser Blick in die Tagespresse. Um die bevor stehende EU-Ratspräsidentschaft geht es auch im zweiten Teil des Medienspiegels: Tschechien rüstet sich für einen wahren Journalisten-Ansturm. Wie man den bewältigen will, darüber habe ich mit Michaela Jelínková, der Pressesprecherin des Vizepremiers für Europäische Angelegenheiten, Alexandr Vondra gesprochen. Bei ihr laufen allen Fäden der Medien- und Öffentlichkeits-Arbeit zur EU-Ratspräsidentschaft zusammen.

In weniger als zwei Wochen übernimmt Tschechien die EU-Ratspräsidentschaft: Dies wird mit Sicherheit auch ein mediales Großereignis. Frau Jelínková, wie viele Journalisten erwarten Sie in Tschechien?

„Die Tschechische Republik wird zum Mittelpunkt für Medien aus aller Welt. Hunderte Journalisten werden zu uns kommen. Das ist eine gute Gelegenheit, um uns im besten Licht zu präsentieren. Die Journalisten werden auch über Orte außerhalb von Prag schreiben, denn nicht alle Veranstaltungen finden in Prag statt.“

Es werden unterschiedlich viele Journalisten erwartet. Können Sie schon abschätzen, welches das größte Ereignis wird?

„Wir erwarten schon Anfang Januar viele Journalisten. Am 7. und 8. Januar steht in Prag der Besuch der Europäischen Kommission auf dem Programm. Das ist der traditionelle Auftakt jedes Ratsvorsitzes. Erfahrungsgemäß die meisten Journalisten interessieren sich für das so genannte GYMNICH-Treffen, also das Treffen der Außenminister, das diesmal im Frühjahr im Schloss Hluboká / Frauenberg stattfinden wird. Außerdem das Treffen der Finanzminister, das so genannte ECOFIN. Das wird in unserem Fall doppelt von Interesse sein: Für uns haben vor dem Hintergrund der aktuellen Situation finanzpolitische Fragen absolute Priorität.“

Wie sieht die organisatorische Abwicklung aus? Wie wird die Akkreditierung funktionieren, die Unterbringung der Journalisten. Wie wollen Sie den Transport sicherstellen?

„Nicht nur den Politikern, auch den Journalisten steht ein hartes halbes Jahr bevor. De Ratsvorsitz ist eine wahre „Informations-Bombe“. Wir wollen den Reportern gute Arbeitsbedingungen bieten. Die technische Ausstattung der Pressezentren muss höchsten Ansprüchen genügen. Es werden viele Journalisten kommen, die einen hohen Standard gewöhnt sind, einen drahtlosen Internet-Zugang zum Beispiel. Was die praktischen Fragen wie Unterkunft und Transport betrifft: Die Journalisten können sich über die Internetseiten der tschechischen Ratspräsidentschaft online registrieren. Dort können sie sich auch für den Transfer anmelden. Wir bieten auch Unterkünfte zu Sonderpreisen an. Das machen wir in Zusammenarbeit mit der Agentur, die sich normaler Weise nur um die Unterbringung von Delegierte kümmert. Wir bieten auch Bustransfers zu allen Veranstaltungsorten, aber nur nach vorheriger Anmeldung.“

Sie haben es bereits angesprochen. Die Veranstaltungen werden an verschiedenen Orten stattfinden. Wo genau?

„Der Großteil der Sitzungen wird im Prager Kongreßzentrum über die Bühne gehen. Einige Veranstaltungen werden auch im Palais Liechtenstein stattfinden, etwa die Ratssitzung für allgemeine Angelegenheiten, die erste Minister-Sitzung in Tschechien am 8. Januar. Das Kongreßzentrum haben wir deswegen ausgewählt, weil dort beinahe jeden Tag Verhandlungen auf der Tagesordnung stehen, oft auch mehrere gleichzeitig. Solche Kapazitäten gibt es sonst nirgends in Prag, das war also eine rationale Entscheidung. Auch in den Regionen mussten wir uns nach genügend großen Tagungsräumen umsehen. Wichtig ist auch die gute Verkehrsanbindung. Wir haben etwa Brünn ausgewählt, Luhačovice, Marienbad, Hluboká und weitere Orte.“

Ich nehme an, sie werden auch versuchen, Tschechien den Journalisten und damit der europäischen Öffentlichkeit zu präsentieren. Vor allem die Regionen aber auch die Hauptstadt Prag. Was planen Sie da?

„Die EU-Präsidentschaft ist nicht nur eine politische Angelegenheit. Wie ich schon gesagt habe, jedes Land möchte sich im besten Licht präsentieren. Das geht natürlich am besten mit einem interessanten Kulturprogramm, das wir sowohl für Besucher aus dem Ausland als auch für den gewöhnlichen Bürger organisieren. In den einzelnen Regionen wird es ein kulturelles Begleitprogramm für Journalisten geben. Für die breite Öffentlichkeit planen wir so genannte Euro-Festivals. Das werden Happenings sein, die vor allem im Frühjahr im Freien stattfinden werden. Etwa Konzerte. Immer aber mit einem europäischen Hintergrund.“