Flaggen auf der Burg und Radio Prag in Oberösterreich
Und nun ist es wieder Zeit, den Radio Prag-Briefkasten zu öffnen. Außerdem gibt es was zu sagen über, das was sich so auf den UKW-Frequenzen im österreichisch-tschechischen Grenzgebiet so tut. Das machn wir in einer neuen Ausgabe des Hörerforums.
Doch nicht nur Empfangsberichte haben wir von Ihnen bekommen. In vielen Briefen, Postkarten und Emails, haben Sie Stellung genommen zu unseren Sendungen. Vielen Dank auch dafür! Ein Thema, dass Sie nach wie vor nicht loslässt, ist die Haltung vom tschechischen Präsidenten Václav Klaus zur Europäischen Union. Der ist als scharfer EU-Kritiker bekannt. Kürzlich erst erregte er wieder das Missfallen einiger europäischer Spitzenpolitiker. Er weigert sich nämlich auf der Prager Burg, dem Amtssitz des tschechischen Präsidenten, neben der tschechischen auch die blau-gelbe EU-Flagge zu hissen. Nicht einmal während der Zeit der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft will er das tun. Klaus Meier aus Furth im Wald schrieb uns dazu:
„Leider lese und höre ich immer wieder von den Eskapaden des tschechischen Präsidenten und seinen Äußerungen. Sie berichteten, der Sprecher von Staatspräsident Klaus, Radim Ochvat, betonte, die Prager Burg sei eines der bedeutendsten Symbole des tschechischen Staates, nicht eines der Europäischen Union. Und es gebe keinen Grund, dies zu ändern. Eine Aussage, die es als notwendig erscheinen lässt, dass die hohen Herren einmal Geschichtsunterrricht nehmen sollten. Wenn ich richtig informiert bin, ist die Burg 1303 durch einen verheerenden Großbrand zerstört worden und die Königsresidenz blieb ungenutzt. Karl IV. ließ die Burg im Jahr 1333 wiederaufbauen. 1344 begann unter ihm der Neubau der St.-Veits-Kathedrale. Und wenn der von den Tschechen hoch verehrte Karl IV. nicht einer der allergrößten Europäer gewesen ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.“ Wie auch immer sie begründet ist, historisch richtig oder falsch. Die Skepsis gegenüber der EU ist auf der Prager Burg Fakt. Helmut Schafheitle aus Singen hat dazu folgende Meinung:„Wenn man über Ihren Sender erfährt, Staatspräsident Klaus habe eine kritische Haltung zu manchen Aspekten der EU, so ist das seine Sache. Er dürfte wohl ausreichende Gründe dafür haben. Auch wenn sie nicht jeder teilt, sollten sie zumindest respektiert werden. Denn auch das gehört zu einer demokratischen Entwicklung.“
Am 1. Januar wird nun also Tschechien die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen. Europa wird sicher etwas mehr als sonst nach Prag schauen. Es wird interessant sein zu sehen, wie die tschechischen Politiker im Fokus der europäischen Medien agieren werden. Radio Prag wird Sie jedenfalls wie gewohnt auf dem Laufenden halten.
Nun gibt es noch eine Ankündigung zum neuen Jahr zu machen, die besonders unsere Hörer in Oberösterreich interessieren dürfte. Ab dem 1. Januar wird Radio Prag dort nämlich auch über Ultrakurzwelle zu empfangen sein. Ausstrahlen wird unsere Sendungen im neuen Jahr nämlich das Freie Radio Freistadt. Harald Freudenthaler ist bei dem Sender verantwortlich für die Programmentwicklung. Er kann Ihnen erzählen, wo Freistadt überhaupt liegt und wo genau Sie das Freie Radio Freistadt überhaupt erreichen können.
„Freistadt ist eine Kleinstadt mit etwa 8000 Einwohnern. Wir sind hier 15 Kilometer von der Grenze zur Tschechischen Republik entfernt und liegen auf der Hauptverkehrsachse von Linz nach Budweis. Unser Radio gibt es seit März 2005. Wir haben eine technische Reichweite von etwa 120.000 Einwohnern. Vom Sendegebiet an der Grenze zu Tschechien bis in den Süden hinunter in den Zentralraum von Linz.“
Das Freie Radio Freistadt ist eine gemeinnützige Einrichtung. 64 Prozent der Anteile am Sender befinden sich im Eigentum regionaler Initiativen oder von Privatpersonen, was die starke regionale Verankerung des Senders dokumentiert. Das Programm wird von den Menschen in der Region für die Menschen in der Region gemacht. Und damit ist man in Österreich nicht allein. Harald Freudenthaler:
„Wir sind ein so genanntes freies Radio oder auch Bürgerradio, wie man solche Radios in Deutschland nennt. Davon gibt es 13 in ganz Österreich. In Oberösterreich haben wir eine Konzentration von mittlerweile vier Radios. Wir haben nun diese spezielle Lage in Grenznähe. Es gibt noch ein zweites Radio in Niederösterreich, in Hollabrunn, wo ebenfalls grenzüberschreitende Aktivitäten stattfinden.“
Aber warum die Kooperation mit Radio Prag? Das hat nicht nur mit der Grenznähe von Freistadt zu tun. Otto Tremetzberger, der Geschäftsführer des Freien Radios Freistadt erklärt, dass tschechische Themen auf seinem Sender durchaus Tradition haben:
„Das Freie Radio Freistadt hat eigentlich seit dem Sendestart einen Schwerpunkt in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik. Wir haben in den letzten zwei Jahren vor allem mit unserem Partner in Cesky Krumlov gemeinsam Jugendradiocamps veranstaltet, aus denen auch zahlreiche Sendungen entstanden sind. Wir pflegen sozusagen auf unterschiedlichen Ebenen laufend Kontakte mit Organisationen und Initiativen in der Tschechischen Republik. Für uns ist es ganz spannend die Möglichkeit nutzen zu können, das deutschsprachige Magazin von Radio Prag zu übertragen. Vor allem deswegen weil es unser Selbstverständnis in dieser grenzüberschreitenden Arbeit ist, es möglich zu machen, dass man Informationen aus Tschechien nicht über die österreichischen Medien aus österreichischer Sicht bekommt, sondern Informationen auch aus erster Hand aus Tschechien selbst.“
Tremetzberger selbst sagt Ihnen nun noch einmal genau, wann und wie Sie die Sendungen von Radio Prag auf dem Freien Radio Freistadt empfangen können.
„Die Übertragung geht am 1. Januar 2009 los. Wir senden das Magazin jeden Tag um 18 Uhr und als Wiederholung am folgenden Tag um sechs Uhr morgens auf den Frequenzen 107,1 im Großraum Freistadt und auf 103,1 als zweiter Frequenz auch im Bezirk Freistadt.“
Für alle die neugierig geworden sind und mehr über das Freie Radio Freistadt wissen wollen: Der Sender ist natürlich auch im Internet vertreten. Schauen Sie dazu einfach nach unter der Adresse www.frf.at.
Und damit sind wir auch schon wieder am Ende angelangt. Das Hörerforum und mit ihm neigt sich das Jahr 2008 dem Ende zu. Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre zahlreichen Zuschriften im letzten Jahr und hoffe auch im nächsten wieder von Ihnen lesen zu dürfen! Die Adresse kennen Sie schon. Trotzdem hier noch einmal zum Mitschreiben: Per Schneckenpost an Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Oder per Email an [email protected]. Die gesamte Redaktion wünscht Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr und alles Gute für 2009. Machen Sie es gut und auf Wiederhören in zwei Wochen!