Brettspiele in der Provinz: Drittes Spiele-Wochenende in Nepomuk

'Siedler von Catan'

Computer, vereinsamte Jugendliche und Gewalt. Das sind die Klischees, die einem beim Stichwort „Games Convention“ wahrscheinlich als erstes einfallen. Mit der Nepomuker Games Convention hat das allerdings wenig zu tun. Denn beim „Goliath und David Festival“ in der westböhmischen Kleinstadt Nepomuk dreht sich alles um Karten, Würfel und Holzfiguren. Ein Wochenende lang werden hier Brettspiele erklärt, getestet, verkauft und sogar selbst entwickelt.

Mehr als 700 Besucher haben dieses Jahr den Weg zum dritten Brettspielfestival in Nepomuk gefunden. Die Veranstalter vom Pilsener Spiele-Club „GOADA“ haben die Ortschaft in der westböhmischen Provinz bewusst gewählt, denn sie wollten ihr Festival vor allem aufs Land bringen, wie Radka Lomíčková erklärt.

„Ein ähnliches Festival findet jährlich auch in Prag statt. Es ist größer und dauert eine ganze Woche. Aber hier in Westböhmen gab es kein Festival und fast niemand wusste, dass es so viele verschiedene Brettspiele gibt und dass man so viele Möglichkeiten hat, seine Freizeit zu verbringen. Die Organisatoren wollten das den Menschen zeigen. Die Idee war erfolgreich. Die Leute sind begeistert und kommen jedes Jahr wieder.“

Auch dieses Jahr kommen die meisten Besucher aus der näheren Umgebung. Besonders viele Familien mit kleinen Kindern sind darunter. Lenka Maříková ist mit ihrer Freundin hier. Zusammen mit ihren beiden Söhnen haben sie sich von einem der 50 Freiwilligen das Spiel „Viva Topo“ erklären lassen.

„Momentan gewinnt mein Sohn, aber am Ende ist derjenige der Sieger, der am meisten Käse gesammelt hat.“

Maříkovás Sohn Vítek besucht die Grundschule, in der das Festival stattfindet. In der Mensa des großzügigen Gebäudes sitzen etwa hundert Menschen. Statt über Essenstabletts beugen sie sich über bunte Brettspiele. Vítek lässt sich nicht ablenken. Wie ihm das Festival gefalle? Gut, antwortet er. Dann ist er schon wieder bei den Mäusen. Denn im Mäuseparadies herrscht Katzenalarm und Vítek will schließlich gewinnen. „Viva Topo“ ist eines von neun Kinderspielen, das ein tschechischer Spiele-Hersteller von der weltweit wichtigsten Spielemesse in Essen mitgebracht hat. Drei dieser Spiele will er auf Tschechisch herausbringen.

Seit den 1990er Jahren erleben Brettspiele auch in Tschechien eine Renaissance. Das Nachbarland Deutschland mit seinen vielen Exportschlagern wie den „Siedlern von Catan“ ist natürlich ein großes Vorbild. Mittlerweile erfinden die Tschechen aber auch eigene Spiele. Zum Beispiel auf dem Festival in Nepomuk. Bei einem Kreativwettbewerb entstand letztes Jahr „Spino“ - ein zweisprachiges Spiel, das die Stadt Pilsen in zwei Wochen auf den Markt bringen wird. Radka Lomíčková hat es ins Deutsche übersetzt:

„Das Spiel „Spino“ richtet sich an alle, die die Pilsener Region kennen lernen wollen. Es ist wirklich deshalb entstanden, damit man sehen kann, dass es hier nicht nur sehr bekannte Orte gibt, zum Beispiel die Synagoge oder den Dom, sondern auch kleinere Stätten, die sehr interessant sind und die einen Besuch lohnen.“