Alfons Mucha - und der Aufbau der Ersten Republik

Fast jeder Pragbesucher stößt irgendwann auf Alfons Mucha. Entweder er geht in das Museum mit dem entsprechenden Namen oder er findet vielleicht auch nur in einem Laden die Replik eines Mucha-Plakats. Der weltbekannte Maler war schließlich einer der wichtigsten Vertreter des Jugendstils und ist allgegenwärtig an der Moldau. Deswegen können wir auch in unserer kleinen Sendereihe „Aus dem Tonarchiv“ nicht an ihm vorbeikommen.

Alfons Muchas Stimme ist im Originalton aus der Zeit der 20er Jahre erhalten geblieben. Die Aufnahme aus den Archiven des Tschechischen Rundfunks ist leider aber nicht auf Deutsch, denn das konnte der bedeutende Maler und Grafiker natürlich auch. Er lebte schließlich in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts mehrere Jahre in Wien und München, in der bayerischen Stadt studierte er an der Akademie der Künste. Mucha spricht auf Tschechisch im Rundfunk, und das über die Notwendigkeiten der Kunst in der neu gegründeten Tschechoslowakei.

„Der Notwendigkeiten sind zwei, die für unser Volk lebenswichtig sind: Die erste lautet, dass wir unsere nationale Eigenart heranzüchten und erhalten müssen. Und die zweite bedeutet, sie durch die eigenen materiellen Bedingungen so zu vervollkommnen, dass sie als geeignetes Mittel das Wachsen unserer Kultur und unserer Wohlfahrt ermöglichen. Dann kann auch unser edler Wille in gerechtes Handeln, Toleranz und Liebe übergehen, um unser nationales Dasein zu sichern und ein friedliches Zusammenleben mit den anderen Völkern.“

Der Künstler gibt sich also staatstragend. 1910 kehrt Mucha von seinen Reisen und Aufenthalten aus dem Ausland zurück, die ihn vor allem nach Paris und in die Vereinigten Staaten geführt hatten. Im mährischen Ivančice geboren, bleibt er nun in der Heimat. Die 1918 gegründete Tschechoslowakische Republik sieht er als große Herausforderung für jeden Bürger:

„Das ruft nach großer und harter Arbeit, die bei unserer geringen Zahl gut organisiert werden muss. Ich hoffe, es findet sich eine Zeit, da aus der zehnfachen Kraft und Leistung unseres Volkes und mit einer Ordnung, die besser mit dem unerschöpflichen Reichtum unseres Volkes wirtschaftet, jeder so eingesetzt wird, dass er angemessen seinen Fähigkeiten, seinen Neigungen und seiner Natur sowie seinen vererbten Eigenschaften und seinem physischen Fonds mit besonderem Erfolg handeln kann.“

Selbst stellt er sich sehr konkret in den Dienst des Staates. So entwirft er zum Beispiel Briefmarken, Banknoten und Orden für die Erste Republik. In der Tonaufnahme glaubt er an eine große Zukunft seines Landes:

„Angesichts der bekannten vielseitigen Fähigkeiten unseres tschechoslowakischen Volkes können wir uns darauf verlassen, dass dem Volk Unsterblichkeit gesichert wäre. Im Krieg, wenn Not besteht, müssen Pfeile aus jedem Holz gefertigt werden, deswegen stocken wir unsere Reihen auf und einheitlich nach oben und noch höher!“

Doch 1939 erlebt auch Mucha das Ende der Republik durch den Einmarsch der deutschen Truppen mit – mit tragischen Folgen für ihn: Die Gestapo nimmt ihn als einen der Ersten fest und interniert ihn. Kurz darauf stirbt er im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.

Autor: Till Janzer
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