Tschechischer Ex-Premier Pithart mit Bundesverdienstkreuz geehrt

Botschafter Helmut Elfenkämper mit Petr Pithart

Am Mittwoch erhielt der ehemalige tschechische Premierminister und jetzige Senatsvizepräsident Petr Pithart für seine außerordentlichen Verdienste um die deutsch-tschechischen Beziehungen das Bundesverdienstkreuz.

Die Stimmung in der Botschaft ist feierlich: Im Namen von Bundespräsident Horst Köhler zeichnet der deutsche Botschafter Helmut Elfenkämper den tschechischen Polit-Veteranen mit dem Bundesverdienstkreuz aus. Der ehemalige Premierminister Petr Pithart zählt nicht nur zu den ersten Unterzeichnern der Charta 77, sondern war 1989 auch Mitbegründer des „Občanské Fórum“, des Bürgerforums, zu dessen führenden Vertretern genauso Václav Havel zählte.

Anfang der 1990er Jahre gründete Pithart zusammen mit tschechischen und sudetendeutschen Intellektuellen und Studenten die Initiative „Smíření 95“, also Versöhnung 95. Sie sollte zum Dialog zwischen Deutschen und Tschechen aufrufen. Warum liegt gerade das Pithart am Herzen?

„Diese Thematik ist mir deshalb so wichtig, weil ich aus der tschechischen Geschichte gelernt habe und überzeugt bin, dass nachbarschaftliche Beziehungen die wichtigsten sind – ob in der Vergangenheit oder vor allem auch jetzt. Wir können durch Verträge gebunden sein oder durch alliierte Bündnisse, aber die Beziehungen zu den Nachbarländern sind maßgeblich. Und weil die deutsch-tschechischen Beziehungen sehr schmerzvoll waren, habe ich mich gerade auf sie konzentriert – obwohl ich kein Experte für die deutsche Geschichte bin und auch kein Deutsch spreche. Das alles war dann vor diesem Hintergrund nebensächlich und ist es auch immer noch“, so Pithart.

Petr Pithart
Die nachbarschaftlichen Beziehungen hätten ihm schon immer sehr am Herzen gelegen, betont der 67-Jährige: bereits in seiner Funktion als Premierminister und später auch im Senat.

„Deshalb habe ich – und jetzt muss ich mich ein wenig selbst rühmen – ähnliche Auszeichnungen schon vom polnischen und vom österreichischen Präsidenten erhalten. Das ist kein Zufall“, meint Pithart.

Welche Bedeutung hat also diese weitere Auszeichnung für ihn?

„Sie kam zu einem Zeitpunkt, an dem ich mit einer solchen Ehrung nicht mehr gerechnet hatte. Zu einem Zeitpunkt nämlich, da die ersten Durchbrüche in den tabuisierten Themen schon langsam in Vergessenheit geraten. Aber ich würde lügen, dass diese Auszeichnung für mich keine große Befriedigung bedeutet. Ich musste nämlich wegen meines Engagements für die deutsch-tschechischen Beziehungen vieles erdulden.“, so der frisch gebackene Bundesverdienstkreuz-Träger.

Vieles, damit meint Pithart auch den teilweisen Verlust politischer Unterstützung. So habe ihm bei der Präsidentenwahl vor fünf Jahren eine Reihe von Parlamentariern gesagt, dass sie ihn, Pithart, gewählt hätten, wenn er nicht in den deutsch-tschechischen Beziehungen so engagiert wäre. Für Pithart kein Grund, mit der Arbeit am Dialog zwischen Deutschen und Tschechen aufzuhören: Er möchte sich auch weiterhin für die Verständigung zwischen beiden Völkern einsetzen, versprach er in seiner abschließenden Dankesrede.