Propaganda im Rundfunk: Schwester Anna über Adolf Hitler

Wir versetzen uns in die vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts zurück. Auch im deutschen Rundfunk des so genannten Protektorats Böhmen und Mähren arbeitete Adolf Hitlers Propaganda-Maschine.

Rundfunk war eine revolutionäre Erfindung, die sich blitzschnell unter den Menschen verbreitete. Sie bot ungeahnte Möglichkeiten – man konnte Fußballspiele oder Konzerte zu Hause auf dem Sofa genießen. Jede Erfindung kann aber auch missbraucht werden: Propaganda, gezielte Manipulation der öffentlichen Meinung, das alles wurde durch den Rundfunk wesentlich einfacher. Vor dem Mikrofon des deutschen Rundfunks im Protektorat Böhmen und Mähren, also in den 1940er Jahren, sitzt jetzt Schwester Anna und blickt zurück in das letzte Jahr des Ersten Weltkrieges, als sie Adolf Hitler begegnet war:

Adolf Hitler in Prag
„Es ist mir eine ganz besondere Freude, durch den deutschen Rundfunk zu sprechen. 1918, am 7. 10., hatte ich einen Transport mit verwundeten Soldaten von Frankreich nach Pasewalk zu bringen. Darunter war auch der Gefreite Adolf Hitler. Ganz besonders war ich mit meinen Gedanken im Zug bei ihm. So oft es mir die Zeit erlaubte, setzte ich mich zu ihm ans Bett, weil seine Äußerungen gegenüber seinen Kameraden immer trostreich waren. Er sagte einmal: ´Ein neues Deutschland muss erwachen. Wehe dem, der nicht glaubt. Was man von den Vätern ererbt hat, muss man erwehren, um zu es zu besitzen.’ Die Bemerkungen beim Verlassen aus dem Lazarett, als ich Abschied nahm, waren: ´Wenn ich augenblicklich auch nicht sehe, werde ich kämpfen, dass ich innerlich sehend werde’ Ich möchte gleichzeitig hinzufügen, dass es unwahr ist, unser Führer hätte keinen Glauben. Er ist ja von Gott auserkoren. An der Gürtelschnalle eines jeden Soldaten steht geschrieben: Gott mit uns. Wenn ich geahnt hätte, dass damals der Gefreite Adolf Hitler Führer eines 80-Millionen-Volkes würde, hätte ich vielleicht gelacht. Aber dass dieser Soldat etwas Besonderes war, merkte man an seiner Gesinnung. So etwas war in der Weltgeschichte noch nicht da gewesen.“

Anbetung, das Schaffen von Legenden und Mythen – das erkennt man heute ganz klar und deutlich in der Erzählung von Schwester Anna. Ob sie es wirklich so erlebt hatte, wie sie es beschrieb, oder ob sie nur glaubte, es so erlebt zu haben, sei dahingestellt. Schwester Anna stand jedenfalls im Dienste der Reichpropaganda. Hier kommt sie Anna noch einmal zu Wort:

„1923 sah ich diesen Gefreiten in München wieder, wo ich bei einer Versammlung dabei sein durfte. Ich hatte gerade einen Krankentransport nach Fürth. Wie ich da Mund und Augen aufgesperrt habe, können Sie wohl nachfühlen. Eine Schwester stieß mich ganz erstaunt an und fragte: ‚Was ist mit Ihnen?’ Ich sagte: ‚Das ist ja der Gefreite, den ich im Lazarett gepflegt habe!’ Von dieser Zeit an bekannte ich mich zu Adolf Hitler.“

Der Führer als Messias. Adolf Hitler wurde als Erlöser des deutschen Volkes verehrt, gefeiert und im Rundfunk propagiert. Wenige Jahre später war es klar: Der Erlöser war ein Vernichter.