Vor der Befreiung: Adolf Hitlers Tod läutet das Ende des Protektorates ein

Adolf Hitler (Foto: ČTK)

Am Nachmittag des 30. April 1945 setzte Adolf Hitler im Berliner Führerbunker seinem Leben ein Ende. Sein Selbstmord bestimmte in den Tagen darauf die Rundfunk-Nachrichten. Nicht nur in Deutschland, sondern auch im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren. Daniel Kortschak hat dazu in unserem Tonarchiv gestöbert und jede Menge Aufnahmen vom Mai 1945 gefunden:

Adolf Hitler  (Foto: ČTK)
„Um Mitternacht gab der Deutsche Rundfunk dem Deutschen Volke in ernster, feierlicher Form die Kunde, dass unser Führer Adolf Hitler gestern in seinem Befehlsstand in der Reichskanzlei bis zum letzten Atemzug gegen den Bolschewismus kämpfend für Deutschland gefallen ist.“

Dies vermeldete der Reichssender Berlin am 2. Mai 1945 um sieben Uhr morgens, eineinhalb Tage nach Hitlers Tod. Zu empfangen war das Programm aber nicht nur in Berlin, sondern auch in Prag:

„Zum Schluss eine Mitteilung für unsere Hörer in Böhmen und Mähren. Prag: Der deutsche Staatsminister für Böhmen und Mähren hat angeordnet, dass alle Dienststellen im Protektorat ab 2.Mai – also heute –, acht Uhr morgens, Halbmast flaggen.“

Großmarschall Karl Dönitz
Den ganzen Tag über verkündeten die deutschen Sender die Nachricht von Hitlers Tod und verlasen die Erklärung seines Nachfolgers, Großmarschall Dönitz:

„In tiefster Trauer und Ehrfurcht senkt das deutsche Volk sein Haupt. Hitler erkannte die furchtbare Gefahr des Bolschewismus bereits frühzeitig und widmete sein ganzes Leben diesem Kampf. Sein ganzes Leben war ein einziger Dienst für Deutschland. Sein Kampf gegen den Bolschewismus wurde aber auch für Europa und die ganze zivilisierte Welt geführt.“

Angesichts des unermesslichen Leides und der Millionen Toten, die Hitlers Diktatur Europa und die Welt bescherte, war dies eine geradezu unfassbar zynische Verlautbarung, die die deutschen Reichssender am 1. und 2. Mai 1945 beinahe ununterbrochen sendeten. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch die harmlos-fröhliche Marschmusik, die zwischendurch gespielt wurde.

Reichsprotektor Wilhelm Frick
Am Tag nach Hitlers Tod war auch der Tschechische Rundfunk noch fest in der Hand der Okkupanten. Kein Wunder, dass die gleichen erschütternden Propaganda-Meldungen auch hierzulande über den Äther liefen, eins zu eins ins Tschechische übersetzt:

Tags darauf, am 3. Mai 1945, begannen die Gespräche über die Zukunft des Protektorates Böhmen und Mähren. Der Tschechische Rundfunk warnte die Bevölkerung vor Unruhen:

„Heute haben die Gespräche über Änderung des politischen Status des Protektorates begonnen. Jede Störung des ruhigen und geordneten Ablaufs, mit der die Bolschewiken Unruhen heraufbeschwören wollen, wird mit Waffengewalt niedergeschlagen.“

Zwei Tage später, am 5. Mai 1945 wurde Reichsprotektor Wilhelm Frick in Prag verhaftet. Er war gerade auf dem Weg in den Tschechischen Rundfunk, um das Ende des Protektorates zu verkünden. 1945 in Nürnberg wegen Kriegsverbrechen angeklagt, wurde Frick im Oktober 1946 hingerichtet.