Sensationsfund: Prager Vivaldi-Oper „Argippo“ wieder auf der Bühne

Am 3.Mai in Prag hat sie ihre zweite Premiere - Antonio Vivaldis Barock-Oper „Argippo“. Das besondere daran: Die Uraufführung im Prager Privattheater des Grafen Sporck liegt mehr als 270 Jahre zurück. Die Partitur galt seitdem als verschollen. Erst vor kurzem wurde sie von dem tschechischen Dirigenten Ondřej Macek wieder entdeckt.

Antonio Vivaldi – einer der bedeutendsten Komponisten der Barockzeit und auch im Böhmen des 18. Jahrhunderts einer der gefragtesten und meist gespielten Tonsetzer. Mehrere Opern schrieb Vivaldi eigens für Prager Mäzene – so auch „Argippo“. Im Herbst 1730 erklang die Oper im Gräflich Sporckschen Privattheater zum ersten und für mehr als zweidreiviertel Jahrhunderte auch letzten Mal. Die Partitur galt als verloren - erst vor anderthalb Jahren entdeckte Dirigent Ondřej Macek große Teile des Skriptes im Familienarchiv der Fürsten Thurn und Taxis in Regensburg:

„Als ich die Papiere durchgeblättert habe, das Manuskript aufgeschlagen und die ersten zwei Takte gelesen habe – das war wirklich eine Euphorie, denn Vivaldi hat da wirklich aus jeder Note hervorgeschaut.“

Hinter dem Erfolg stand jahrelange Spürarbeit. Macek konnte von dem in der Prager Nationalbibliothek erhalten gebliebenen Libretto der Oper ausgehen. Zeitgenössische Briefe und der Reiseweg einer italienischen Musikgesellschaft, die sich damals in Prag aufgehalten hatte, führten nach Regensburg. Nähere Untersuchungen von Stil und Material lassen inzwischen keinen Zweifel mehr an der Urheberschaft, so Ondřej Macek:

„Das ist eine typische Vivaldi-Oper und sie gehört zur Hochphase seines Schaffens.“

Erzählt wird die Verwechslungsgeschichte zweier Prinzen, die um die Hand einer Prinzessin anhalten – es geht um Liebe, Ehre, List und Leidenschaft. Nach der ersten Wiederaufführung der Oper am 3. Mai im Spanischen Saal der Prager Burg soll Vivaldis „Argippo“ noch in Venedig und voraussichtlich auch im historischen Barocktheater in Český Krumlov erklingen, und zwar jeweils in einer authentischen barocken Inszenierung. Im Übrigen muss „Argippo“ nicht der letzte Vivaldi-Fund gewesen sein – von den 94 Opern, die der Meister geschrieben haben will, sind bislang nur 49 sicher identifiziert.