Jugendstilvillen sowie Villen im klaren funktionalistischen Stil, aber auch einige moderne Familienhäuser aus der Region von Ústí nad Labem / Aussig sind in einem Buch beschrieben, das diese Woche erschienen ist. Die Publikation mit dem Titel „Slavné vily Ústeckého kraje“ (Berühmte Villen der Aussiger Region) wurde am vergangenen Dienstag anlässlich einer gleichnamigen Ausstellung in Ústí feierlich vorgestellt.
Tomáš Pavlíček (zweiter von rechts) (Foto: Autorin)
In der Emil-Filla-Galerie im Stadtzentrum von Ústí sind Bilder von 50 architektonisch bedeutenden Villen der Region ausgestellt. Bei mehreren der beachtenswerten Residenzen kann man auch einiges über das Schicksal ihrer ursprünglichen Besitzer und Architekten erfahren. Das Buch, anhand dessen die jetzige Ausstellung zusammengestellt wurde, wurde von einem jungen Forscherteam verfasst. Dessen Leiter Tomáš Pavlíček fragte ich danach, wie das Buch entstanden ist:
Team der Buchautoren (Foto: Autorin)
„Der erste Aspekt war chronologischer Art: Wir haben Villen ausgewählt, die während eines bestimmten Zeitabschnitts erbaut wurden, und zwar ungefähr seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Zweitens schauten wir uns direkt im Terrain um und stellten eine breitere Auswahl von Villen aus der Region zusammen. Diese Auswahl wurde dann weiter auf die endgültige Zahl von fünfzig Villen reduziert, die in der Publikation sowie der gleichnamigen Ausstellung vorgestellt werden.“
Ausstellung (Foto: Autorin)
Tomáš Pavlíček zufolge wurde bei der Zusammenstellung des Buchs des Weiteren die Qualität der Architektur berücksichtigt. Die Autoren wollten zudem die Variationen der Baustile beschreiben, die sich im nordwestböhmischen Grenzgebiet entwickelten. Wie die Historiker bei der Vernissage einräumten, war es meistens nicht einfach, die Geschichte der Familienhäuser zu beschreiben, weil in vielen Fällen keine Materialien erhalten geblieben sind, auf die sich die Autoren hätten stützen können. Viele der Villen gehörten jüdischen Familien, die in KZs verschleppt wurden. Viele der Häuser gehörten Sudetendeutschen, die das Land verlassen mussten. Daher war es auch schwierig, Zeugen zu finden.
Die Mehrheit der im Buch beschriebenen Villen ist heute für die Öffentlichkeit unzugänglich. Den Autoren gelang es dennoch, einige Besitzer zu überreden, ihr Haus für die Publikation fotografieren zu lassen. Das Buch „Slavné vily Ústeckého kraje“ (Berühmte Villen der Aussiger Region) liegt vorläufig leider nur in tschechischer Fassung vor. Es ist Bestandteil eines Projektes, in dessen Rahmen die Prager Agentur Foibos architektonisch wertvolle Villen aus ganz Tschechien vorstellt. Ähnliche Publikationen wurden bereits über Prag, Brünn, Olmütz sowie über Südmähren und Südböhmen herausgegeben. Die Ausstellung über die berühmten Villen ist in der Emil-Filla-Galerie in der Velká Hradební Nr. 19 im Stadtzentrum von Aussig bis zum 1. März zu sehen.