Die Unruhe der Toten - Wer finanziert die Kriegsgräberstätte in Cheb?
Auf dem Militärstützpunkt Brdy in Mittelböhmen lagern in einem Bunker die sterblichen Überreste von 4300 deutschen Weltkriegssoldaten. Anstatt auf einem Friedhof, ruhen sie zurzeit in Pappsärgen. Ein Skandal sei die wenig würdevolle Aufbewahrung der Toten, urteilte unlängst die deutsche „Bild“-Zeitung. Einer baldigen Bestattung sollen finanzielle Forderungen der Stadt Cheb / Eger im Wege stehen.
„Die Stadtverwaltung Cheb hat uns eigentlich grünes Licht für die Errichtung einer deutschen Kriegsgräberstätte gegeben, knüpft diese Zusage aber an bestimmte Leistungen, die man vielleicht als „Verbesserung der Infrastruktur“ zusammenfassen könnte“, erläuterte Fritz Kirchmeier vom VdK gegenüber Radio Prag.
Am vergangenen Wochenende sorgte das Projekt für Schlagzeilen. Die „Bild“-Zeitung witterte einen Skandal. Das Projekt drohe wegen zu hoher Forderungen der Tschechen zu scheitern, hieß es. Konkret ging es um den städtischen Friedhof in Cheb. Die geplante Kriegsgräberstätte würde unmittelbar an das Gelände angrenzen. Allerdings ist der Friedhof in sehr schlechtem Zustand.
„Darum haben wir die deutsche Seite gebeten, uns mit der Instandsetzung zu helfen, wenn sie die sterblichen Überreste in Cheb beisetzen will. Die Kosten von rund 500.000 Euro waren vereinbart. Wenn in der deutschen Presse die Ansicht geäußert wird, dass das eine Ungeheuerlichkeit sei, dann tut mir das sehr leid“, reagierte der Bürgermeister von Cheb, Jan Svoboda.
Bei dem strittigen Betrag handelt es sich nur um einen Teil der Restaurierungskosten, die sich insgesamt auf 24 Millionen Kronen, umgerechnet 925.000 Euro, belaufen. Er war von der Stadt Cheb zunächst als Pacht für die Gräber deklariert worden - was bei Kriegsgräbern jedoch international nicht zulässig ist. Nachdem die Kriegsgräberfürsorge auf den Fehler hingewiesen hatte, zeigte sich die Stadt verständnisvoll, berechnete dieselbe Summe jedoch nun unter einem anderen Rechnungsposten. Dass die Wiederherstellung des städtischen Friedhofes notwendig ist, stand allerdings nie zu Debatte.Fritz Kirchmeier bestätigte: „Der VdK hält das für angebracht. Es ist auch in unserem Interesse, die Kriegsgräberstätte in einem angemessenen Umfeld zu errichten. Es gibt aber konkrete Einzelfragen, über die wir noch verhandeln müssen. Wir akzeptieren einen Großteil der Auflagen, die die Stadt uns macht, aber wir haben ein Problem mit diesem strittigen Einzelbetrag von 500.000 Euro.“
Nach einer Lösung für das Verwirrspiel um die Finanzierung will man in den nächsten Gesprächen suchen. Von einem Skandal sprach von den Beteiligten allerdings niemand, die Verhandlungen seien bisher konstruktiv verlaufen.