Aus Südtirol in das nordböhmische Niederland: die Krippenbautradition in Šluknov (II)
Beim Besuch in der nördlichsten Stadt Böhmens Šluknov / Schluckenau erinnerten wir in der vergangenen Ausgabe dieser Sendereihe daran, dass die Stadt einst zum Zentrum des Krippenbaus geworden ist. Wir versprachen dabei, die Führung mit der Expertin Evelin Habel fortzusetzen.
Obwohl die Weihnachtszeit vorbei ist, kann man in der St. Wenzelskirche in Šluknov / Schluckenau immer noch die dortige große Weihnachtskrippe besichtigen. Einige der Figuren werden sogar noch Ende Januar ausgewechselt – die Geburt Christi wird durch die Flucht nach Ägypten ersetzt. In ihrer heutigen Form wurde die Krippe zum ersten Mal 1932 installiert. Der Kern dieser Krippe ist etwas älter, einige der Figuren stammen von Hobbyschnitzer Anton Wendler. 1923 wurden in Šluknov das 700-jährige Jubiläum der Krippenfeier des Hl. Franziskus und zugleich das zehnjährige Bestehen des dortigen Krippenvereins begangen. Zum Jubiläumsjahr sollte damals auch eine neue Krippe entstehen. Diese wurde von Wendler geschnitzt, sagt Evelin Habel, die ein Buch über die Krippen von Schluckenau geschrieben hat.
Die Krippe bleibt bis zum 4. Februar in einer Nische in der Kirche ausgestellt. Sie zieht immer neue Besucher an, sagt Pfarrer Pavel Procházka. Manchmal kommen seinen Worten zufolge auch zehn Mal mehr Menschen in die Kirche, als sonst während des Jahres, wenn die Krippe nicht mehr zu besichtigen ist. Manche bewundern nur die Krippe, manche bleiben länger vor dem Kunstwerk stehen und vertiefen sich in Gedanken, sagt der Pfarrer. Neben der bekannten Weihnachtskrippe in der Kirche können die Interessenten noch eine Krippenausstellung im Pfarrhaus besuchen. Darin findet man eine große Krippe aus dem mährischen Třešť, aber auch Krippen aus der Ostslowakei. Diese wurden von Roma geschnitzt, die Pfarrer Procházka regelmäßig besuchte:„Die Krippen, die die Aufmerksamkeit der Menschen erwecken, helfen mir, mit den Menschen eine Gemeinschaft zu bilden. Bei der Besichtigung der Ausstellung kommen wir ins Gespräch und reden oft später weiter am Tisch. Einige der Besucher kommen nach einigen Tagen wieder und bringen sogar noch jemanden mit. Dies ist für mich sehr wichtig.“
Der einzige Fachmann, der schon vor vierzig Jahren beim Krippenbau mit dabei war, ist Willi Rafeld. Sein Vater Anton Rafeld war Tischler und wurde 1946 für die Tischlerarbeiten bei der Krippengestaltung zuständig. Von den aktiven Krippenvereinsmitgliedern ist nach dem Krieg nur ein einziger Mann in Sluknov geblieben. Anton Rafeld half ihm mit seinem Sohn Willi beim gesamten Aufbau der Krippe. Und Willi Rafeld hatte damals auch die Kunst des Siebens und Schattierens der Landschaft gelernt, wie er sich heute erinnert:Das erwähnte Buch über die Krippen von Schluckenau von Evelin Habel kann man bestellen. Der Erlös vom Verkauf des Büchleins wird für die Renovierung des Kirchendachs benutzt, der vor einem Jahr durch den Orkan Kyrill stark beschädigt wurde.
Vor einem Monat haben wir im Rahmen unserer Serie über die Weinregionen noch die übliche Quizfrage gestellt. Aus den richtigen Antworten haben wir Walter Rippel aus Ingolstadt ausgelost, dem wir eine CD mit südmährischen Liedern schicken. Die Serie über die Weinregionen mit dem Quiz werden wir vorübergehend abbrechen. In der Sommersaison möchten wir sie weiter fortsetzen.