Märchenwelten im Südböhmischen Museum: 3D-Bücher und Weihnachtskrippen von Vojtěch Kubašta
Viele Tschechen haben die Weihnachtskrippen von Vojtěch Kubašta (1914–1992) zu Hause. Mehrere Generationen sind mit den Märchen aufgewachsen, die er illustrierte und die auch in viele Fremdsprachen übersetzt wurden. Im Südböhmischen Museum in České Budějovice / Budweis ist derzeit eine Ausstellung mit Werken des Malers und Grafikers zu sehen.
Krippen, Kinderbuchillustrationen, Zeichnungen mit Weihnachtsmotiven – dies alles ist in der Ausstellung zu sehen, die unter dem Titel „Das märchenhafte Weihnachtsfest von Vojtěch Kubašta“ im Südböhmischen Museum in Budweis gezeigt wird. Den Saal dominieren Weihnachtskrippen mit Figuren in Lebensgröße. Der Enkelsohn des Malers, Roman Kubašta, bleibt vor einer der Krippen stehen. Diese sieht aus, als ob sie eine Szene aus einem böhmischen Dorf darstellen würde:
„Mein Großvater hat diese Darstellung im Format DIN A3 gezeichnet. Ich habe sie dann vergrößert. Der Heilige Josef raucht eine Pfeife, die Jungfrau Maria hält eine Tasse Milch in der Hand. Sie ist wie eine Frau vom Lande gekleidet.“
Aus der Wiege beobachtet ein fröhlich wirkendes Jesuskind das ganze Geschehen. Roman Kubašta macht noch auf eine besondere Kuriosität aufmerksam:
„Eine der Figuren in der Weihnachtskrippe ist ein schwarzer Hund mit einem roten Halsband. Einen solchen Hund hatte mein Großvater in seiner Kindheit. Man findet das Tier überall – in seinen Märchenbüchern, Weihnachtskrippen sowie Skizzen.“
„Mährische Weihnachtskrippe“ wird laut Roman Kubašta eine weitere der ausgestellten großen Krippen genannt. Klassische Krippen finden sich in den Vitrinen, wie der Enkelsohn des Malers erklärt:
„Diese nennen wir ,kleine orientalische Weihnachtskrippen‘. Hier werden Originalzeichnungen gezeigt. Diese werden heutzutage gescannt, früher wurden sie kopiert. Diese Krippe hier zeichnete mein Großvater in den 1940er Jahren. Sie ist bis heute gefragt und wird viel gekauft.“
An den Wänden hängen Illustrationen zu Märchenbüchern. Darunter sind auch Originalzeichnungen zum Märchen über den Wolf und die sieben Geißlein, merkt Kubašta an:
„Diese Bilder wurden noch nie ausgestellt. Die Märchen, die mein Großvater illustrierte, wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Auf den Zeichnungen sind weiße Flecken zu sehen. An diesen Stellen wurden anschließend die Texte in der entsprechenden Sprache gedruckt. Die Märchenbücher bestanden ursprünglich aus acht Blättern, der Deckel enthielt auch bewegliche Elemente. Später bestanden die Bücher nur aus sechs Blättern und einem festen Deckel.“
Im Flur des Museums werden mehrere Beispiele von Kubaštas Pop-up-Büchern gezeigt. Sie stammen aus den 1950er bis 1970er Jahren. Vojtěch Kubašta gilt als Pionier der 3D-Bücher. Der Künstler kam in Wien zur Welt, lebte jedoch sein ganzes Leben lang in Prag. Er studierte Architektur, in den 1940er Jahren unterrichtete er Gebrauchsgrafik. Bald war er als Buchgestalter und Illustrator tätig. Sein erstes 3D-Buch war das 1956 erschienene „Rotkäppchen“. Es folgten viele weitere Kinderbücher. Viele der Titel wurden vom damaligen tschechoslowakischen Verlag Artia herausgegeben und waren vorwiegend für den Export bestimmt. Eine große Sammlung von Vojtěch Kubaštas Büchern befindet sich im Bienes Museum of the Modern Book in Fort Lauderdale in den USA.
Die Ausstellung mit dem Titel „Das märchenhafte Weihnachtsfest von Vojtěch Kubašta“ ist im Südböhmischen Museum in Budweis noch bis zum 14. Februar 2024 zu sehen.
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