Greenpeace zeltet auf dem Schornstein eines Kohlekraftwerks

Foto: ČTK

Am Donnerstag sind Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace auf den 300 Meter hohen Schornstein eines Braunkohlekraftwerkes im nordböhmischen Prunéřov geklettert. Trotz der schlechten Witterungsbedingungen wollen die Aktivisten einige Tage dem Schornstein ausharren.

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Insgesamt elf Aktivisten mit Rucksäcken stiegen am Donnerstagmorgen auf den Schornstein, noch am Abend kletterten fünf von ihnen wieder herunter. Sie hatten nur beim Transport von Transparenten und der Ausrüstung geholfen. In der Höhe von 150 Metern zelten nun fünf Männer aus Tschechien, der Slowakei, Polen, Deutschland und Ungarn sowie eine Frau aus Deutschland.

Warum hat Greenpeace diese Aktion unternommen und warum wurde gerade der Schornstein in Prunéřov ausgesucht?

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„Im indonesischen Bali findet zurzeit die Konferenz über ein Folgeabkommen für das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz statt. Die Tschechische Republik ist in Europa der viertgrößte Produzent von CO2-Emissionen. Einen beträchtlichen Anteil daran tragen vor allem die Braunkohlekraftwerke. Von ihnen ist Prunéřov das größte. Deshalb haben wir Prunéřov gewählt“, so der Sprecher von Greenpeace Tschechien, Karel Dolejší.

Er fügt hinzu, dass es den sechs Aktivisten gelungen ist, vom Schornstein eine Fernsehbrücke nach Bali zu errichten.

Herr Dolejší, was erwarten Sie eigentlich von dieser Aktion?

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„Wir wollen diejenigen tschechischen Politiker, für die der Klimaschutz wichtig ist, beim Durchsetzen der richtigen Beschlüsse auf der Konferenz unterstützen. Zugleich wollen wir die tschechische Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass in ihrem Land ein ernstes Problem existiert – und das sind eben die CO2-Emissionen.“

Das Kohlenkraftwerk gehört ČEZ, dem größten Energie-Versorger in Tschechien. Laut dem Unternehmen sind die Kohlenkraftwerke von ČEZ die umweltfreundlichsten in den ehemaligen Ostblockstaaten.

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„Vom Gesichtspunkt einer nachhaltigen Entwicklung ist die Information von ČEZ absolut ungenügend. Ihre Information, nehme ich an, betrifft nur die Entschwefelung. Wenn wir aber von der Energie-Effizienz sprechen, diese liegt in Prunéřov bei 32 Prozent - und das ist sehr wenig. Die ehemaligen Ostblockstaaten haben sicher eine nicht besonders erfreuliche Erbschaft in Form einer nicht effektiven und unwirtschaftlichen Energiewirtschaft erhalten. Dazu kommen noch die Reste der einst gigantischen Schwerindustrie. Ich glaube aber, dass wir uns an den westlichen Ländern messen sollten – und nicht an denen, denen es schlechter geht als uns.“

Der grüne Umweltminister Martin Bursík bewertet die spektakuläre Aktion in Prunéřov im Übrigen positiv:

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„Ich bin mit der Botschaft von der Greenpeace einverstanden. Sie ist im Einklang mit dem, was das Umweltministerium anstrebt. Und die Form dieser Botschaft entspricht dem, was Greenpeace kann. Das Klettern an sich ist mir sehr sympathisch. Auf einen Schornstein hochzuklettern und einige Tage da zu bleiben, das ist überhaupt nicht einfach. Die Aktivisten wollen auf ein Problem aufmerksam machen, und so erreichen sie ihr Ziel.“