Der Pendolino-Zug entgleist bei Prag, niemand verletzt

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Am Samstag hätte es in Dolní Počernice bei Prag zu einer Tragödie kommen können. Der Super-City-Zug Pendolino fuhr kurz nach Mittag Richtung Ostrava / Ostrau mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h. Wegen eines Schadens an den Schienen entgleiste der Zug.

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Der Lokführer habe ein Krachen unter dem Zug gehört und sofort die Notbremse betätigt. Der Pendolino entgleiste und rollte dann 400 Meter weit auf dem Bahndamm. Niemand wurde allerdings verletzt, die Trasse konnte am Montag bereits wieder planmäßig befahren werden.

„Vorläufig lässt sich als Ursache des Unfalls eine gebrochene Schiene bezeichnen. Der Schaden am Pendolino-Zug beziffert sich auf 25 Millionen Kronen, etwa eine Million Euro, weitere 3700 Euro wird die Reparatur der Gleisanlage kosten. Schienen können unter ungünstigen Witterungsbedingungen brechen. Die Schiene war aber vielleicht auch mit Absicht beschädigt worden,“ so der Sprecher der Bahninspektion, Jan Kučera, am Samstagabend.

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Nach weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass eine angesägte Schiene der Grund für das Entgleisen war.

„Dieser Zug hatte seit zwei Monaten ein neues Radgestell. Das ist für uns eine ausgesprochen unangenehme Nachricht. Ich kann aber versichern, dass es kein Defekt am Zug war, der den Unfall verursacht hat. An der Gleisanlage wurde ein künstlicher Schnitt gefunden, der diesen außerordentlichen Vorfall verursacht haben könnte. Das Schienenstück wurde bereits zur Analyse geschickt. Danach werden wir klüger sein,“ so der Sprecher der Tschechischen Bahn, Ondřej Kubala.

Kein Defekt am Zug also. Dass der Unfall gerade den Pendolino-Zug betroffen hat, scheint für viele Tschechen kein Zufall zu sein. Denn über den Stolz der Tschechischen Bahn – den modernen Super-City-Zug Pendolino – sprechen in Tschechien die meisten mit Spott.

Der Pendolino sei der erste moderne Schnellzug im ehemaligen Ostblock, so hatte die Tschechische Bahn 2005 feierlich verkündet. Die Züge fuhren zuerst von Prag nach Ostrau, seit 2006 fahren sie auch von Prag nach Bratislava / Pressburg und Wien. Doch kurz nach der Einführung des Pendolino mussten alle fünf Züge zum italienischen Hersteller zurückgeschickt werden. Der Grund? Die Züge kamen wegen zahlreicher Pannen selten ans Ziel. Auch jetzt kann der tschechische Fahrgast nur mit Achseln zucken, denn im Augenblick steht wieder ein Pendolino-Zug in der Werkstatt, und ein zweiter kommt nach dem Entgleisen bei Dolní Počernice noch hinzu. Das heißt, noch ein Zug weniger ist im Betrieb.