Die meisten Krippen in Tschechien kommen aus den Grenzgebieten

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Seit dem vergangenen Wochenende sind Krippen aus der ganzen Republik auf der Prager Burg zu sehen. Die insgesamt 45 Krippen kommen nicht nur aus Werkstätten zeitgenössischer Krippenbauer, sondern auch aus Museen und Privatsammlungen.

Weihnachtslieder wird man in der kommenden Zeit immer häufiger hören - vor allem in den Einkaufszentren, die den Ansturm auf unsere Geldbörsen bereits begonnen haben. Aber jeder weiß, dass Weihnachtslieder ursprünglich bei den Krippen gesungen wurden. Nicht jeder dürfte aber unbedingt wissen, dass Krippen in Tschechien eine sehr lange Tradition haben.

„Die allererste Krippe haben die Jesuiten 1562 nach Böhmen gebracht. Zuerst pflegten kirchliche Orden die Krippentradition. In der Zeit der Aufklärung mussten die Krippen aus den Kirchen verschwinden. Von dieser Zeit an nimmt das Volk den Krippenbau in die eigene Hand – es ist der Aufschwung der Volkskrippen. Nach der Aufhebung der Josephinischen Reformen kamen die Krippen in die Kirchen zurück,“ so Jan Roda vom tschechischen Bund der Krippenbauer, der auch die Ausstellung auf der Prager Burg organisiert hat.

Wann hat eigentlich Böhmen die Blütezeit der Krippen erlebt? Oder dauert sie immer noch an?

„Ich glaube, dass man von so etwas wie einem goldenen Zeitalter ab 1850 bis zum Anfang des Ersten Weltkrieges sprechen kann. Vielleicht auch bis zum Anfang des Zweiten Weltkrieges. Wir müssen uns der Tatsache bewusst werden, dass die größten Krippengebiete meistens in den Grenzgebirgen gelegen haben und dass die meisten Krippen von den Deutschen kommen, die nach dem Krieg ausgesiedelt wurden.“

Die Krippen seien vor allem ein kirchliches Symbol. So meint Jan Roda:

„In den ärmeren Gebieten, wo man viel mit Holz gearbeitet hat, und das waren die Grenzgebiete, lebte vor allem deutsche Bevölkerung. Aber ich glaube, man darf das nicht als nationale Frage betrachten.“

Die älteste Krippe, die Besucher in der Ausstellung sehen können, kommt übrigens auch aus dem ehemaligen deutschsprachigen Gebiet, aus der Gemeinde Lodhéřov / Riegerschlag in Südböhmen.

„Diese Krippe hat uns das Museum in Jindřichův Hradec/Neuhaus geliehen, sie ist zwischen 1780 und 1840 entstanden. Es handelt sich um Ölgemälde auf Papierkarton. Die Krippe ist nach 1945 verschwunden und hatte ein geheimnisvolles Schicksal. 20 Jahre später wurde sie aber wieder entdeckt, restauriert und gelangte in die Museumssammlungen in Jindřichův Hradec,“ so Jan Roda.

Die Ausstellung historischer und zeitgenössischer Krippen haben bereits viele Besucher gesehen. Auf der Prager Burg wird sie noch bis zum 6. Januar geöffnet sein.

Autor: Pavel Polák
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