Prager Ausstellung zeigt "Wallenstein und seine Zeit"

Albrecht von Waldstein

Als Ausstellung des Jahres wird sie bereits jetzt angekündigt, die große Schau über Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, im deutschen Sprachraum besser als „Wallenstein“ bekannt. Eröffnet wurde sie am Donnerstag in der Reitschule des Prager Waldstein-Palastes. Kurz vor der 425. Wiederkehr von Wallensteins Geburtstag präsentiert die Ausstellung ein umfassendes Bild des kaiserlichen Generalissimus, einer der einflussreichsten Figuren des zerrissenen 17. Jahrhunderts.

Albrecht von Waldstein
Mehr als 700 zeitgenössische Exponate aus ganz Europa zeigt die Ausstellung– darunter auch viele Kostbarkeiten, die zum ersten Mal nach Böhmen zurückgekehrt sind, nachdem sie im Dreißigjährigen Krieg Beute der durchziehenden Heere geworden waren. Die Schau ist in vier Abteilungen gegliedert, erläutert Kurator Ladislav Cepicka:

„Vier Teile deshalb, weil wir zum einen Wallenstein als Menschen näher bringen wollen – seinen Lebenslauf, die Zeit, in der er gelebt hat. Dann Wallenstein als ausgesprochen fähigen Geschäftsmann und Unternehmer, und in einem weiteren Teil natürlich Wallenstein als Kriegsherr und Heerführer. Der letzte Teil beschäftigt sich dann mit dem Mythos Wallenstein, der schon kurz nach seinem Tod entstanden ist und mit Schillers Wallenstein-Drama im frühen 19. Jahrhundert einen Höhepunkt erreicht hat. Die Parallelen reichen dann aber noch bis in die Gegenwart – zum Beispiel zur berüchtigten SS-Division Wallenstein in den böhmischen Ländern gegen Ende des Zweiten Weltkriegs.“

Ladislav Cepicka
Die Ausstellung ist gewissermaßen bei dem Herzog daheim untergekommen, in der Reitschule des Prager Waldstein-Palastes. Der beherbergt heute den Senat, das Oberhaus des tschechischen Parlamentes, auf der Vernissage vertreten durch Senatschef Premysl Sobotka:

„Für mich ist Wallenstein ein großer Heerführer, der auch ungeheuere architektonische Spuren hinterlassen hat, und auf der anderen Seite war es auch jemand, der den Verrat durchaus beherrscht. Aber so ist das Leben.“

Neben dem Senat sind an Ausstellung das Nationalmuseum und das Militärgeschichtliche Institut beteiligt. Dessen Direktor Ales Knizek hebt die Bedeutung der Kooperation hervor:

Premysl Sobotka bei der Ausstellungseröffnung
„Für mich ist das wichtigste, dass es tatsächlich gelungen ist, die Arbeit von drei bedeutenden Institutionen zusammenzuführen. So ist es in relativ kurzer Zeit gelungen, eine Ausstellung auf die Beine zu stellen, von der wir schon heute sagen können, dass es sich in Tschechien um das Museumsereignis des Jahres handelt. Und ich meine, die Schau bleibt auch nicht hinter anderen Ausstellungen zurück, die man zurzeit in den europäischen Museen sehen kann.“

Und was sagt das Publikum? Die Ausstellung biete einen wunderbaren Überblick über die ganze Epoche, urteilt eine Besucherin. Und eine andere lobt die Ausstellungsarchitektur, die die Exponate besonders zur Geltung kommen lasse. Allerdings: Für einen normalen Besucher sei die Vielfalt der Ausstellung fast schon zu groß…

Aber man muss es ja nicht bei einem Besuch bewenden lassen: Die Ausstellung „Wallenstein und seine Zeit“ in der Reitschule des Waldstein-Palastes auf der Prager Kleinseite ist noch bis zum 17. Februar 2008 geöffnet.