„Ekonom“: führende Wirtschaftszeitschrift, von einer Frau geführt

Im Mittelpunkt der heutigen Ausgabe der Mediensendung von Radio Prag steht nicht nur ein Blick auf die Themen der vergangenen Woche aus der Sicht der Medien, sondern auch das Portrait des tschechischen Wirtschaftsmagazins „Ekonom“.

Wintereinbruch in Tschechein  (Foto: CTK)
Der Wintereinbruch in weiten Teilen Tschechiens sorgte in der abgelaufenen Woche nicht nur für das traditionelle Chaos auf den Straßen, sondern auch dafür, dass die tschechischen Medien schnell von jenem Thema wegkamen, das die Woche zuvor die Berichterstattung dominierte - nämlich vom Neonazi-Aufmarsch in Prag anlässlich des Jahrestages der Reichskristallnacht. Ausschlaggebend dafür war jedoch sicherlich auch der Umstand, dass es dabei wegen der massiven Sicherheitsmaßnahmen zu keinen großen Zwischenfällen kam.

Dennoch spielte ein weiterer Jahrestag in der Berichterstattung der tschechischen Medien eine wichtige Rolle, nämlich der 17. November, an dem vor genau 18 Jahren der Fall des kommunistischen Regimes in der damaligen Tschechoslowakei eingeleitet wurde. Vor allem die Zeitungen widmeten sich dem Thema ausführlich, sie ließen Zeitzeugen sprechen oder informierten über neueste Erkenntnisse der Historiker über die Hintergründe des damaligen Zusammenstoßes von protestierenden Studenten und Polizeikräften.

Jiri Paroubek mit seiner neuen Partnerin Petra Kovacova  (Foto: CTK)
So brachte zum Beispiel eine Zeitung die Meldung als Aufmacher, wonach Teile der kommunistischen Führung damals den Einsatz von Panzertruppen planten, die die Proteste unterdrücken sollten; die verantwortlichen Militärs verweigerten jedoch in diesem Fall den Gehorsam.

Aber natürlich hatten die tschechischen Medien in der abgelaufenen Woche ihren Zuschauern und Lesern nicht nur „schwere Kost“ zu bieten. Wie eine Bombe schlug gleich zu Wochenanfang die Meldung ein, dass der Führer der tschechischen Opposition und Vorsitzender der Sozialdemokraten, Jiri Paroubek, am Samstag seine um zwanzig Jahre jüngere Freundin heiraten will. Das wäre an sich vielleicht gar nicht erwähnenswert, wenn die Medien nicht interessante Zusatzinformationen geliefert hätten. So soll die Hochzeitsfeier im Kurort Mariánské Lázně / Marienbad stattfinden, und zwar in einem Hotel, dass einem Agenten des früheren kommunistischen Geheimdienstes StB gehört. Die Konsequenz war, dass der frühere Regierungschef Paroubek öffentlich überlegte, die Hochzeit wegen des „unerträglichen Drucks der Medien“ platzen zu lassen. Ob er tatsächlich so weit gegangen ist, werden Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sicherlich in einer weiteren Sendung von Radio Prag erfahren.


Im zweiten Teil unserer Sendung wollen wir Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, wieder einmal eine Zeitschrift vorstellen. Damit starten wir auch eine kleine Serie, in der wir Ihnen in den kommenden Wochen nach und nach tschechische Wochenzeitschriften näher bringen wollen, die sich mit der Wirtschaft befassen. Den Anfang macht heute das Wirtschaftsmagazin „Ekonom“, das vom Prager Economia-Verlag, der zum deutschen Handelsblatt-Verlag gehört, herausgegeben wird.

Die Zeitschrift gibt es seit Oktober 1991 und gemäß Medienanalysen erreicht sie wöchentlich ungefähr 156.000 Leser, bei einer verkauften Auflage von rund 23.000 Exemplaren. Laut ihrer Chefredakteurin Eva Hanakova setzt sie sich als Ziel, Leser anzusprechen, die Interesse an Wirtschaftsthemen haben, gleichzeitig aber großen Wert auf Hintergrundberichte und Analysen legen.

Dabei ist „Ekonom“ nicht die einzige vergleichbare Zeitschrift auf dem tschechischen Medienmarkt, denn mit „Euro“ und „Profit“ gibt es zwei weitere auf die Wirtschaftsberichterstattung ausgerichtete Wochenmagazine. Im Vergleich dazu legt nur eine Tageszeitung ihren Schwerpunkt auf die Wirtschaftsberichterstattung. Dazu sagt die Chefredakteurin von „Ekonom“, Eva Hanakova:

„Das zeugt davon dass es bei den Wochenmedien, die sich mit Wirtschaftsthemen befassen, eine große Konkurrenz gibt. Aber das ist keine tschechische Besonderheit. Auch in anderen Ländern bestehen zwar mehrere Wirtschaftsmedien nebeneinander, aber nur eines ist eine auf Wirtschaft ausgerichtete Tageszeitung. Wochenzeitungen haben generell mehr Zeit und Raum, sie können sich stärker auf eigene Themen und Analysen konzentrieren als Tageszeitungen. Unsere Leserschaft, das muss aber auch gesagt werden, deckt sich zum Teil mit jenen unserer direkten Mitbewerber am Markt. Ich halte das aber für sehr gut, ich bin für Konkurrenz; dies zwingt uns, immer besser zu im Inhalt oder im Aussehen zu werden.“

Wie bereits erwähnt gehört die Wochenzeitschrift „Ekonom“ zur deutschen Handelsblatt-Gruppe. Ergibt sich aus diesem Umstand auch eine intensivere Zusammenarbeit von mit anderen Titeln, die von diesem Verlag in Europa verlegt werden? Dazu Eva Hanakova:

„Sicher, und ich würde die Zusammenarbeit gerne noch mehr stärken. Wir arbeiten sehr gut mit der deutschen Wirtschaftswoche zusammen. Wir sind gerade dabei, uns zu überlegen, wie wir uns gegenseitig mehr helfen könnten. Gegenwärtig machen wir uns gegenseitig auf interessanteste Themen aufmerksam, die wir in den Ausgaben planen. Wir übersetzen sie und veröffentlichen sie dann in der Zeitschrift.“

Eva Hanakova wurde im Herbst dieses Jahres als erste Frau Chefredakteurin eines überregionalen und meinungsbildenden tschechischen Mediums. Selbst in einigen Ländern Westeuropas ist das immer noch nicht ganz üblich. Sieht sie ihre Berufung in die Chefredaktion von „Ekonom“ als Herausforderung und Auftrag, auch anderen Journalistinnen beim Weg nach oben zu helfen?

„Das ist eine riesige Herausforderung. Aber ich denke, dass das nicht nur für mich als Frau eine Herausforderung ist, sondern unabhängig vom Geschlecht des Chefredakteurs ist. Ekonom ist schließlich das am meisten gelesene Wirtschaftsmagazin auf dem tschechischen Markt. Die Zeitschrift hat sich in den vergangenen Jahren einen unglaublich guten Ruf erarbeitet, und das möchte ich sicher noch verstärken.“