Kompromiss: Fahrt im Prager Nahverkehr wird bis zu 30 Prozent teurer
In Prag werden die Fahrgäste in Metro, Bus und Straßenbahn vermutlich schon in sieben Wochen teurer fahren als in New York. Nach Vorstellung der Prager Verkehrsbetriebe, die eine Tariferhöhung von bis zu 50 Prozent vorschlugen, sollte ein Erwachsener für eine Einzelfahrt umgerechnet 1,10 Euro bezahlen. Bei der Erhöhung der Fahrpreise hat aber auch der Stadtrat noch ein Wort mitzusprechen. Und seit Montag scheint gewiss, dass der Preisanstieg ab Neujahr nicht ganz so hoch sein wird, wie von den Pragern befürchtet.
„Die Verkehrsbetriebe werden konfrontiert mit der Mehrwertsteuererhöhung von fünf auf neun Prozent sowie der Verteuerung von Elektroenergie und Treibstoffen. All diese Komponenten führen dazu, dass unsere Betriebskosten steigen. Demgegenüber will uns der Magistrat die Subventionen kürzen.“
Als städtisches Unternehmen sind die Verkehrsbetriebe auf diese Subventionen angewiesen. Dafür müssen sie sich den Interessen der Stadtpolitik unterordnen. Die Stadträte ließen dann auch durchblicken, dass eine Verteuerung in dieser Höhe unreal sei. Der Vorsitzende des städtischen Finanzausschusses, Petr Hulinsky, ging sogar noch einen Schritt weiter, als er erklärte:„Es war immer eine Priorität der Hauptstadt Prag, dem öffentlichen Nahverkehr den Vorzug vor dem individuellen Autoverkehr zu geben. Jede Verteuerung beim Nahverkehr bedeutet also, dass wir uns von diesem Prinzip ein Stück weit entfernen.“
Am Montag einigten sich beide Seiten auf einen Kompromiss. Nach den Verhandlungen zwischen Oberbürgermeister Pavel Bem, Stadtrat Radovan Steiner und dem Direktor der Verkehrsbetriebe Martin Dvorak sickerte durch, dass eine Einzelfahrt mit Umsteigemöglichkeit ab Januar 26 Kronen und die Kurzstrecke 18 Kronen kosten werden. Also Beträge, die unter einem Euro liegen. Zum Vergleich: In Barcelona oder in Paris zahlt der Fahrgast für eine Einzelfahrt zirka 1,20 Euro, das durchschnittliche Monatsgehalt aber ist in Barcelona mehr als doppelt und in Paris mehr als dreifach so hoch. Verständlich daher die Erleichterung der Prager, dass der Preisanstieg beim Jahreskupon mit genau 600 Kronen (ca. 22 Euro) noch relativ moderat ausfällt. Andererseits haben die Verkehrsbetriebe bereits angekündigt, dass die Fahrpreiserhöhungen wohl nicht die einzige Veränderung sein werden, die im kommenden Jahr auf die Nutzer des hauptstädtischen Nahverkehrs wartet. Im Ein- und Ausgangsbereich der Metrostationen sollen unter Umständen wieder Drehkreuze errichtet werden, sagte der Direktor für Transformation, Radek Novotny, und ergänzte:„Damit wird die Anzahl der Schwarzfahrer verringert und auch das Abfertigungssystem ist moderner. Sie haben einen besseren Überblick, was für Leute mit der Metro fahren, und können so auffällige Störenfriede schon im Eingangsbereich abweisen. Es gibt also eine ganze Reihe von positiven wie auch finanziellen Effekten, die für die Drehkreuze sprechen. Aber ihre Einführung ist eine relativ kostspielige Angelegenheit. Daher müssen wir erst einmal alle Zahlen zusammentragen und analysieren. Das wollen wir im ersten Quartal des nächsten Jahres realisieren.“