Fakten statt Eheprobleme: Premier Topolanek will sein Medienbild aufschönen

Premierminister Mirek Topolanek (Foto: CTK)

Tschechische Premierminister und die Medien - das ist ein weites Feld mit sehr unterschiedlichen Wegmarken. Berühmt-berüchtigt war der frühere sozialdemokratische Regierungschef Milos Zeman. Er führte eine Art Privatkrieg mit Journalisten, die er als Mist redende Hyänen bezeichnete. Schwierig war für manche Medienvertreter auch der Umgang mit dem ansonsten korrekten, ebenfalls sozialdemokratischen Premier Vladimir Spidla. Viele hielten ihn für verschlossen. Der amtierende bürgerdemokratische Premier Mirek Topolanek hat sich bisher allzu gut in die Ahnengalerie tschechischer Premiers mit PR-Problemen eingefügt. Das will er aber nun ändern.

Premierminister Mirek Topolanek  (Foto: CTK)
Mirek Topolanek plant ab nun regelmäßige Treffen mit Journalisten, um seine Außendarstellung zu verbessern. Das Warum erläuterte er am Montag bei einem zwanzigminütigen Presse-Briefing, das sozusagen als Entree diente:

"Weil ich die Beziehungen zu den Journalisten als gestört empfinde. Ich will hier nicht spezifizieren, ob das meine Schuld oder die der Journalisten ist. Meine Meinung kennen Sie jedenfalls. Auf jeden Fall ist dies ein Versuch, ein neues Element in den Umgang mit den Medien einzuführen."

Ein Versuch also. Dass es zu mehr als diesem bisher nicht reicht, ergibt sich schon aus Topolaneks schwieriger Ausgangsposition. Die Dreierkoalition, der er vorsteht, ist alles andere als sattelfest, und einzelne Kabinettsmitglieder stehen hart in der Kritik. Auch ist Topolaneks Medienbild zu einem Großteil durch sein Privatleben geprägt: die Krise seiner Ehe und die Liebschaft zu einer jüngeren Parteikollegin.

Premierminister Mirek Topolanek  (Foto: CTK)
Mirek Topolanek hat zudem mehrfach bewiesen, dass er seine Meinung gerne direkt und unmissverständlich ausdrückt. So bezeichnete er die EU-Verfassung in einem Interview mit dem englischen Ausdruck "shit"; bei einem anderen Interview entgegnete er dem Reporter auf eine Frage wörtlich: "Das geht ihre Leser einen Dreck an." In einem weiteren Fall soll er einem Fotojournalisten, der ihm auflauerte, "Komm her, ich bring dich um" entgegengeschleudert haben. Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen.

Plant also Topolanek eine veritable Charmeoffensive? Nach den Ankündigungen vom Montag ist dies eher fraglich. Denn schon da warnte er die Medienvertreter davor, "aggressive und unseriöse Fragen" zu stellen. Andernfalls könnten die Treffen auch wieder abgesagt werden. Prinzipiell beäugt Topolanek die Medien sehr argwöhnisch. Laut Presseberichten führt er sogar eine Art schwarze Liste unliebsamer Journalisten. Die nun geplanten Zusammenkünfte sollen vor allem dazu dienen, mit "Mythen und Lügen" aufzuräumen, die von der Presse angeblich verbreitet werden. Das tat dann Mirek Topolanek bereits am Montag, als er sich gegen Spekulationen über Änderungen bei den Ministerposten wandte. Derzeit wolle er sein Kabinett nicht umstellen, aber in Zukunft sei dies durchaus denkbar:

"Mir gefällt eine Sache, die der britische Ex-Premier Tony Blair gemacht hat. Er hat jedes Jahr im Juni eine Kabinettsumbildung vorgenommen. Das kommt aber nicht vor nächstem Jahr in Frage."

Soweit die wichtigste Sachinformation des Briefings. Die zweite Aussage betrifft die Journalistentreffen als solches: Man trennte sich in Frieden, einer Wiederholung scheint also derzeit zumindest nichts im Wege zu stehen.