Staat springt für Schule in Millionen-Entschädigungsfall ein
Durch Unachtsamkeit der Lehrerinnen einer Schule in Südböhmen war vor vier Jahren ein Junge beinahe ertrunken. Er ist heute an den Rollstuhl gefesselt. Es dauerte bis Donnerstag dieser Woche, dass eine Regelung zur Entschädigung der Familie des Jungen gefunden werden konnte.
Unachtsamkeit hatte im Juni 2003 zu dem traurigen Ereignis geführt. Der damals achtjährige Filip Nemec war bei einem Schulausflug in einem Schwimmbecken unter Wasser geraten; erst zehn Minuten später wurden die Aufsicht habenden Lehrerinnen darauf aufmerksam, dass Filip nicht wieder aufgetaucht war. Letztlich wurde der Junge gerettet, doch trug er schwere Schäden am Hirn davon. Filip Nemec ist seitdem am ganzen Körper gelähmt und kann nach Aussage seiner Mutter kaum mehr sehen.
Die Lehrerinnen, die damals laut einem Gerichtsurteil ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen sind, wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt. Offen blieb aber die Höhe der Entschädigungssumme, die die Schule zahlen muss. Im Juli dieses Jahres sprach das zuständige Gericht der Familie 15 Millionen Kronen (520.000 Euro) zu. Bürgermeister Vit Krusina aus der 550-Seelen-Gemeinde Cizkrajov, in der die Schule liegt:
"15 Millionen sind eine unglaublich hohe Summe. Die Schule, die ein Budget in Höhe von mehreren 100.000 Kronen hat, kann das nicht aufbringen."
Doch die Familie braucht das Geld dringend, allein die Pflege des schwerstbehinderten Jungen kostet monatlich rund 35.000 Kronen (etwa 1200 Euro).
Dass die Zahlung der Entschädigungssumme ein Problem ist, liegt vor allem daran, dass die Schule nicht versichert war. Einspringen müssen nun andere. Am Donnerstag beschlossen Vertreter des Schulministeriums, des Kreises Südböhmen sowie der Gemeinde Cizkrajov, dass man sich die Summe teilen werde. Weil auch an anderen Schulen im Land der Versicherungsschutz fehlt, warnt Schulministerin Dana Kuchtova (Grüne) allerdings:
"Das darf in keinem Fall zum Präzedenzfall werden. Wir als Schulministerium haben den Schulen methodische Anweisungen in die Hand gegeben, die die Aufforderung enthalten, sich für solch tragische Fälle ausreichend zu versichern. Zudem fordern wir die Schulen und ihre Betreiber, also die Gemeinden und Städte auf, auf die Sicherheit in den Schulen zu pochen. Sie müssen darauf drängen, dass die Aufsicht bei Ausflügen oder anderen Schulveranstaltungen perfekt geregelt wird."
Wie Kuchtova weiter ausführte, plane das Schulministerium nun verstärkt Schulungen und Seminare abzuhalten sowie Informationsbroschüren zum Thema Sicherheit herauszugeben. Die Schule in Cizkrajov musste aber mittlerweile geschlossen werden, weil viele Familien ihre Kinder abgemeldet haben.
Und die Familie Nemec? Wie die Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" berichtet, will sie mit ihrem Sohn aus dem Ort wegziehen. Von den Nachbarn würde man angefeindet, wird die Mutter zitiert, und außerdem suche man ein behindertengerechtes Haus.