Bayerisch Eisenstein: offene Grenzen im Fressenden Haus

"Bayern-Böhmen" lautet in diesem Jahr das Motto der Bayerischen Landesausstellung in Zwiesel. Sie beleuchtet steht die 1500-jährige Nachbarschaft beider Gebiete. Jetzt gibt es ergänzend dazu noch eine Sonderausstellung, die sich mit der böhmisch-bayerischen Grenzgeschichte im Speziellen befasst.

Die Gemeinde Bayerisch Eisenstein liegt direkt an der Grenze zu Tschechien. Ihr Gegenstück auf der anderen Seite ist die Stadt Zelezna Ruda / Markt Eisenstein. Beide Orte sind zwar durch eine Grenze getrennt, dennoch verbindet sie eine gemeinsame Geschichte. Besonders hervorzuheben ist der Fall des Eisernen Vorhangs zwischen beiden Orten im Jahr 1989. Wie haben die Menschen auf beiden Seiten der Grenze die Wende erlebt? Genau diesem Thema widmet sich jetzt eine Ausstellung in Weißenstein bei Regen. "Von Menschen und Schlagbäumen - Die offene Grenze von Bayerisch Eisenstein" lautet der Titel. Die Ausstellung ist das Ergebnis einer Seminararbeit an der Universität Regensburg. Kuratorin Katharina Eisch-Angus erzählt, was die Besucher erwartet:

"Es ist eine multimediale und eine ethnografische Ausstellung. Der Schwerpunkt sind die Erfahrungen der Menschen, die Zitate der Menschen und Texte zusammen mit Bildern von Objekten und Filmmaterial aus dieser kleinen Feldforschung. Das ist wie in einer Art Collage in der Ausstellung zusammengestellt."

Eisch-Angus ist selbst Ethnologin und beschäftigt sich schon seit Jahren mit Völkern und Grenzen. Die Recherche des bayerisch-böhmischen Nebeneinanders und hat zwar keine große Sensation hervorgebracht, dennoch beobachtete sie ein ganz besonderes Phänomen nach der Wende:

"Die Leute gehen aufeinander zu, allerdings passiert das sehr im Kleinen, also eher im Versteckten. Andererseits sehnt man sich zum Teil zurück zur Sicherheit des Eisernen Vorhangs, und das ist dann doch ein relativ paradoxes Ergebnis."

Zeit, ein paar Zahlen zu nennen: Insgesamt 22 Studenten der Uni Regensburg haben sich etwa eine Woche lang in Eisenstein einquartiert und mit den Bewohnern über die Wendezeit und ihre Erinnerungen gesprochen. Durch Fotos und Videos wurde das ganze zusätzlich dokumentiert. Zwei Semester lang hat die Vorbereitung der Ausstellung insgesamt gedauert. Schließlich gab es ganz schön viel zu tun, resümiert die Studentin Annette Loy:

"Die Arbeit war unglaublich umfangreich. Das ging vom Recherchieren bis zum Auswerten, damit man die Sachen irgendwie ausstellen kann, denn es handelt sich teils um sehr abstrakte Dinge. Das hat uns sehr viel Zeit gekostet, und das ist für Studenten nicht immer das Beste. Aber es hat sich gelohnt."

Das Ergebnis ihrer Arbeit, die Sonderausstellung "Von Menschen und Schlagbäumen. Die offene Grenze von Bayerisch Eisenstein" kann noch bis Mitte Oktober 2007 bewundert werden - im Museum "Fressendes Haus" in Weißenstein bei Regen.