Tschechien bleibt von EU-Exportverbot für britisches Fleisch unbetroffen

Am Montag hat die EU ein Exportverbot für Fleisch aus Großbritannien verhängt. Ganz Großbritannien mit Ausnahme Nordirlands wurde als "Hochrisikogebiet" eingestuft. Der Grund für den Brüsseler Beschluss war der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in einem Viehzuchtbetrieb Ende vergangener Woche. Seit Montag ist ein weiterer Seuchenherd in Südengland bekannt. Was das EU-Verbot für Tschechien bedeutet, fragte der Tschechische Rundfunk Jan Veleba, Präsident der Agrarkammer.

"In diesem Fall bedeutet es im Prinzip gar nichts, denn das Volumen der tschechischen Fleischimporte aus Großbritannien ist beinahe gleich Null. Tschechien importiert natürlich auch das Rindfleisch, hauptsächlich aus Irland. Das Ausfuhrverbot für Fleisch aus England wird dem tschechischen Markt keinen Schaden zufügen."

In Tschechien müssen derzeit also keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Die Maul- und Klauenseuche, die manche Länder häufiger trifft, gab es hierzulande zum letzten Mal vor 32 Jahren. Ist das auf ein gutes Kontrollsystem zurückzuführen, oder hat Tschechien schlichtweg Glück gehabt?

Jan Veleba
"Ich glaube nicht, dass das auf Glück zurückzuführen ist. Ich bin davon überzeugt, dass Tschechien im internationalen Vergleich über eines der besten Veterinäraufsichtssysteme verfügt. Außerdem zeugt es auch von der hohen Professionalität tschechischer Landwirte."

Mit welchem Kontrollsystem gelingt es also den tschechischen Landwirten, dem MKS-Virus sozusagen standzuhalten?

"Es werden keine fortlaufenden Kontrollen durchgeführt. Für jedes Tier muss, bevor es in den Schlachthof kommt, eine Gesundheitsbescheinigung vom zuständigen Tierarzt erstellt werden. Im Schlachthof wird das Tier noch einmal vom Amtstierarzt nicht nur auf diese, sondern auch auf andere Krankheiten untersucht."

Als 2001 in England die große MKS-Epidemie ausgebrochen war, ging die Anzahl der getöteten Rinder in die Millionen. Im Rahmen der Vorbeugungsmaßnahmen mussten damals alle Passagiere, die aus Großbritannien nach Tschechien kamen, ihre Schuhe auf dem Prager Flughafen desinfizieren. Von derartigen Maßnahmen ist derzeit nicht die Rede. In Großbritannien werden aber erneut Stimmen laut, die nach Impfungen für gefährdete Tiere rufen. Der Präsident der Tschechischen Agrarkammer, Jan Veleba, spricht jedoch von einer anderen Stimmungslage in den Fachkreisen.

"Bei uns hat man damit schon vor vielen Jahren begonnen, nach dem EU-Beitritt Tschechiens wurden jedoch die Impfungen eingestellt. Es wäre also nichts Neues. Die Mehrheit der Fachexperten in Europa, glaube ich, vertritt die Meinung, dass man darauf nicht mehr zurückgreifen sollte."