Sterbehilfe: Erster tschechischer Fall bringt Diskussion in Bewegung
Tschechische Behörden haben Ende der vergangenen Woche den ersten Euthanasie-Fall eines tschechischen Bürgers verzeichnet. Ein Schwerbehinderter hatte in einem Züricher Spezialinstitut Sterbehilfe in Anspruch genommen. In der Schweiz ist die Begleitung in den Freitod erlaubt; mindestens vier weitere Tschechen stehen angeblich auf der Warteliste. Der Fall hat auch die Sterbehilfe-Diskussion in Tschechien erneut in Bewegung gebracht. Mehr von Thomas Kirschner.
"Ich habe dazu eine eindeutige Meinung - Ärzte sollten keine Euthanasie durchführen, und in Tschechien steht diese Frage nicht auf der Tagesordnung"
Julineks Parteikollege Boris Stastny (ODS) ist da anderer Ansicht. Er setzt sich seit langem für ein Gesetz ein, das unheilbar Kranken das Recht auf einen selbst bestimmten Tod garantieren soll. Der aktuelle Fall zeige: Wenn dies nicht geschehe, würden die Kranken anderswo Hilfe suchen und dann fern von zu Hause, oft alleine und ohne Beistand ihrer Angehörigen sterben, so Stastny. Auch der neue Programmentwurf der Sozialdemokraten, der derzeit vom ehemaligen Sprecher des Justizministeriums Petr Dimun ausgearbeitet wird, sieht eine Legalisierung der Euthanasie vor. Aus der sozialdemokratischen Parteiführung kommen zu dem Entwurf aber widersprüchliche Stimmen.Auch wenn in Meinungsumfragen eine Mehrheit der Tschechen sich für die Erlaubnis der Sterbehilfe ausspricht, gehen Experten davon aus, dass ein entsprechendes Gesetz im Parlament derzeit chancenlos ist. Der Stellvertretende Gesundheitsminister Marek Snajdr erinnerte zudem daran, dass die Sterbehilfe keine Priorität haben dürfe: Wichtiger sei die Verbesserung der gesundheitlichen Pflege und des Hospiz-Systems, so Snajdr.