Ehrung mit Verdienstkreuz: Die Brücke/Most-Stiftung ist zehn Jahre geworden

Helmut Köser (rechts) (Foto: www.bruecke-most-stiftung.de)

Brücke heißt auf Tschechisch "Most". Die Organisation, die beide Begriffe in ihrem Namen führt - die Brücke/Most-Stiftung nämlich - ist nun zehn Jahre alt geworden. Am Wochenende fand aus diesem Anlass eine Jubiläumsfeier am Sitz der Stiftung, der so genannten Brücke-Villa, in Dresden statt.

"In Anerkennung Ihrer für Volk und Staat erworbenen besonderen Verdienste, verleihe ich Prof. Dr. Helmut Köser das Verdienstkreuz am Bandes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Der Bundespräsident Horst Köhler. Herzlichen Glückwunsch."

Es war vielleicht der Höhepunkt der Zehnjahresfeier. Der Gründer und Vorsitzende der Stiftung, Helmut Köser, erhielt das Bundesverdienstkreuz aus den Händen des sächsischen Ministerpräsidenten, Georg Milbradt. Geehrt wurde er für die Verdienste um die positive Entwicklung der tschechisch-deutschen Beziehung. Helmut Köser sagte allerdings nach der Überreichung des Ordens:

"Wer mich genauer kennt, der weiß, dass ich solche Ehrungen nicht so gerne mag und nicht so gerne im Mittelpunkt solcher Ehrungen stehe. Ich möchte vielmehr das Werk und die Aufgabe geehrt sehen und habe das auch gesagt."

Seitdem Helmut Köser als Professor für Politikwissenschaft an der Universität Freiburg 1997 die Brücke/Most-Stiftung ins Leben rief, hat sie sich zu einer Institution entwickelt, die aus den tschechisch-deutschen Beziehungen nicht mehr wegzudenken ist. Mit Büros in Dresden, Prag und Freiburg stützt sie sich dabei auf den Geist der Deutsch-tschechischen Erklärung. Helmut Köser sagt:

"Wir arbeiten völlig frei und unabhängig. Natürlich kennen wir die Diskussion um die Benes-Dekrete und dergleichen mehr. Aber wir sagen, wir wollen einen anderen Weg gehen, der frei und unabhängig von den politischen Diskussionen ist. Das heißt aber nicht, dass wir die historischen Dinge nicht aufarbeiten."

Als Beispiel nennt er die Ausstellung "Nahe, ferne Heimat", die sich mit der Vertreibung aus europäischer, aber nicht deutsch-nationaler Sicht beschäftigt. Zudem bringt die Stiftung ehemalige tschechische NS-Zwangsarbeiter und Holocaust-Überlebende in deutsche Klassenzimmer. Bundesweit etwa 10.000 Schüler konnten so bereits Gespräche mit Zeitzeugen führen. Zu einem Begriff geworden sind des Weiteren die Deutsch-tschechischen Kulturtage in Dresden, die mittlerweile sogar ins tschechische Usti / Aussig, exportiert wurden. Im Herbst steht der neunte Jahrgang an - mit einem großen "Aber", wie Helmut Köser erläutert:

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
"Wir können ein solches Projekt nicht allein aus eigenen Mitteln finanzieren. Wir hatten bisher eine Förderung durch die Europäische Union. Die ist ausgelaufen; und jetzt hat einen Teil der Freistaat Sachsen übernommen. Aber von der tschechischen Seite erwarten wir doch nun auch langsam einen finanziellen Beitrag, wenn die Kulturtage weitergeführt werden sollen."

Die Kulturtage und viele weitere kleine und große Projekte wurden im Übrigen am Sonntag bei einem "Tag der offenen Tür" in der Brücke-Villa präsentiert. Auf die Dresdener Bürger warteten zudem Tombola und Theateraufführungen, Spiele und Musikdarbietungen sowie kühles böhmisches Bier und Steaks vom Grill. Und das alles auch noch vor dem Hintergrund guter Nachbarschaftsbeziehungen, wie der Geschäftsführer der Stiftung, Peter Baumann, sagt:

"Wenn man sieht, wie unbefangen heute das deutsch-tschechische Verhältnis erlebt wird und mit so vielen Angeboten im Bildungs- und Kulturbereich erfahrbar ist, dann hat es sich also mehr als positiv entwickelt."

Ein Ergebnis, zu dem die Brücke/Most-Stiftung deutlich beigetragen hat.